Die Passagiere des im Indischen Ozean havarierten Kreuzfahrtschiffs "Costa Allegra" sind auf den Seychellen an Land gegangen. Nach drei Tagen des Ausharrens auf dem Meer verließen die insgesamt rund tausend Passagiere und Besatzungsmitglieder das Schiff im Hafen von Victoria, der Hauptstadt des Inselstaats, wie eine Journalistin der Nachrichtenagentur AFP berichtete.
"Das war eine anstrengende Fahrt", sagte die belgische Passagierin Alena Daem, nachdem sie das Schiff verlassen hatte. "Wir mussten an Deck schlafen, weil es keine Klimaanlage gab, und die Kabinen stanken, weil die Toilettenspülungen nicht funktionierten." Sie sei "erschöpft, aber vor allem froh, dass das alles vorbei ist", sagte die 62-Jährige.
Im Hafen warteten 16 Busse, um die Passagiere, die nach Hause zurückkehren wollen, zum Flughafen zu fahren. Dort standen zwei Chartermaschinen bereit, um die Urlauber nach Europa zu bringen. Mehr als die Hälfte der 627 Passagiere entschieden sich aber dafür, ihren Urlaub auf Kosten der Reederei auf den Seychellen fortzusetzen, wie das Unternehmen mitteilte. Im Hafen standen zudem Mitarbeiter des Roten Kreuzes mit Zelten und Krankenwagen bereit, um den Passagieren und Besatzungsmitgliedern Hilfe leisten zu können.
Ein französischer Thunfischkutter hatte das Schiff in den Hafen von Victoria auf der Hauptinsel Mahé geschleppt. Aus Sorge vor möglichen Piratenangriffen wurde es außerdem in den vergangenen Tagen von Schiffen der Küstenwache begleitet. Das Kreuzfahrtschiff hatte sich am Montag auf dem Weg von Madagaskar zu den Seychellen befunden, als im Maschinenraum ein Brand ausbrach. Dieser konnte zwar gelöscht werden, doch fielen der Strom, die Klima- und die Toilettenanlagen aus. Die Passagiere und Crewmitglieder verbrachten die Nächte im Freien an Deck.
Die Havarie erregte besonders starke internationale Aufmerksamkeit, weil die "Costa Allegra" zur selben Reederei gehört wie die "Costa Concordia", die vor rund sechs Wochen vor der italienischen Toskana-Küste auf einen Felsen auflief und kenterte. Bei dem Unglück starben 32 Menschen.