"Costa Allegra" erreicht Seychellen Vom Alptraum ins Paradies

  • von Katharina Miklis
Hitze, Gestank und Angst vor Piraten: Die Passagiere der havarierten "Costa Allegra" haben nach drei Tagen die Seychellen-Hauptinsel Mahé erreicht. Einige wollen jetzt erst recht Urlaub machen.

Die Seychellen: Trauminseln im Indischen Ozean. Türkises Meer, weiße Sandstrände, luxuriöse Bungalows unter Palmen. Im vergangenen Jahr flitterten Kate und William noch hier. Für über 600 Passagiere der "Costa Allegra" ist am Strand von Mahé allerdings ein Alptraum zu Ende gegangen. Ein Alptraum, der vor drei Tagen begann, als im Maschinenraum des Kreuzfahrtschiffes ein Brand ausbrach. Das Feuer konnte gelöscht werden, jedoch war das Schiff seitdem manövrierunfähig und musste geschleppt werden – mitten durch ein Piratengebiet im Indischen Ozean. Drei Tage und Nächte mussten die Passagiere seitdem bei tropischer Hitze auf dem Außendeck hinter sich bringen. Ohne Strom, ohne Klimaanlagen, ohne funktionierende Toiletten oder Duschen. Horrortrip statt Honeymoon.

"Es ging überhaupt nichts mehr"

Am Donnerstagmorgen sind sie auf den Seychellen angekommen. Fernsehteams aus aller Welt hatten sich auf der Luxusinsel in Stellung gebracht, um die Passagiere nach ihrer Unglücksfahrt zu empfangen. Jedoch sahen die Urlauber gar nicht so mitgenommen aus, wie von vielen erwartet.

Vor allem die stinkenden Kabinen und verstopften Toiletten haben den Seefahrern nach eigenen Angaben zugesetzt. Die Angst vor Piraten soll nicht an erster Stelle gestanden haben. Immerhin hatte das havarierte Schiff ja auch Begleitschutz von mehreren Schiffen. Auch Hubschrauber umkreisten die "Costa Allegra". Mehrere Marinesoldaten waren an Bord geschickt worden.

"Eigentlich gab es nur ein paar Unannehmlichkeiten. Es gab wenig zu essen und man konnte nicht gut schlafen," gibt ein Passagier seine Eindrücke wieder, die das Unglück vom Alptraum zum Alpträumchen schrumpfen lassen. Ein anderer Tatsachenbericht klingt dramatischer: "Es ging überhaupt nichts mehr. Ich habe schnell gemerkt, dass das kein kleiner Schaden war," berichtet ein Reisender. Das Schiff habe sich nach Backbord geneigt. Ein anderer Urlauber erzählt, wie die Besatzung der "Costa Allegra" bereits Rettungsboote heruntergelassen habe: "Wir waren alle schon bereit, in die Rettungsboote zu gehen."

Die Crew und der Kapitän wurden von den Urlaubern ausgiebig gelobt. Sie sollen umsichtig gehandelt haben. Nach Angaben der Reederei waren auch 38 Deutsche unter den Schiffsreisenden. Die für die Seychellen zuständige deutsche Botschafterin in Kenia, Margit Hellwig-Bötte, sagte über die deutschen Reisenden: "Sie scheinen aber alle gesundheitlich in guter Verfassung." Lediglich sechs der Passagiere sollen sich den Arm gebrochen haben.

15 Deutsche wollen sofort zurück

Am Hafen von Mahé warteten neben Mitarbeitern des Roten Kreuzes bereits mehrere Busse auf die Passagiere des havarierten Kreuzfahrtschiffes. Die Reederei, zu deren Schiffen auch die "Costa Concordia" gehört, die vor rund sechs Wochen vor der italienischen Toskana-Küste kenterte, hatte ihren Kunden angeboten, ihren Urlaub auf den Seychellen fortzusetzen - auf Kosten des Unternehmens. Die 26-tägige Seereise sollte eigentlich von Mauritius über Madagaskar durch den Suezkanal bis Savona in Italien führen. Mehr als die Hälfte der Passagiere wollen dieses Angebot annehmen. "Die Reederei hat uns ein wirklich großzügiges Angebot gemacht, Respekt, da kann man sich nicht beklagen," so ein Passagier gegenüber der Nachrichtenagentur.

Von den knapp 40 deutschen Urlaubern wollen 15 allerdings sofort die Heimreise antreten - bezahlter Luxusurlaub hin oder her. Dies soll noch an diesem Donnerstag via Paris möglich werden.

Warum das Feuer auf dem Schiff ausbrechen konnte, ist bislang noch nicht geklärt. Derzeit befinden sich Ermittler an Bord, um den Maschinenraum zu untersuchen.

mit DPA

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