Prien kündigte an, sie wolle eine "Allianz gegen Einsamkeit" aufsetzen. Darin sollten Bund, Länder, Kommunen, Verbände, Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Wirtschaft und Gesundheitswesen ihre Kräfte bündeln. "Wir müssen das Thema Einsamkeit aus der Tabuzone holen", sagte die Ministerin zudem im ZDF. Sie wies ebenfalls darauf hin, dass Einsamkeit zunehmend auch jüngere Menschen betreffe. Es gehe daher darum, "insbesondere auch Kinder und Jugendliche in den Blick zu nehmen, die besonders gefährdet sind".
Laut der Bertelsmann-Studie kann Einsamkeit das Vertrauen jüngerer Menschen in Politik und Demokratie untergraben. Jüngere, die sich selbst als einsam empfinden, fühlen sich in ihren Interessen und Ansichten stärker übergangen, wie die Stiftung am Montag in Gütersloh unter Verweis auf die Ergebnisse einer Befragung von 16- bis 30-Jährigen in Deutschland berichtete.
Demnach fühlen sich etwa zehn Prozent von ihnen stark einsam. Das Misstrauen gegenüber Politik und Demokratie ist in dieser Gruppe der stark Einsamen wiederum stärker ausgeprägt als bei den weniger einsamen Gleichaltrigen. 76 Prozent der stark Einsamen vertreten die Meinung, dass die Politik die Sorgen der jungen Generation nicht ernst nimmt. Bei den nicht einsamen 16- bis 30 Jährigen sind es mit 61 Prozent deutlich weniger.
"Einsamkeit ist gerade für Jugendliche eine schwere persönliche Belastung, beeinträchtigt aber auch das Vertrauen in Demokratie und Politik", erklärte auch SPD-Chefin Saskia Esken. Damit erhöhe sie die Anfälligkeit für politische Entfremdung und Radikalisierung. "Wenn wir unsere Jugend und ihre Probleme wie Einsamkeit oder das Gefühl der mangelnden Sichtbarkeit oder gar Wirksamkeit nicht endlich ernster nehmen, verlieren wir erhebliche Teile einer ganzen Generation", warnte Esken weiter. Wichtig sei, jungen Menschen Möglichkeiten zur Mitgestaltung einzuräumen.
Grünen-Fraktionsvize Misbah Khan rief Prien auf, ihrer Ankündigung einer "Allianz gegen Einsamkeit" rasch Taten folgen zu lassen. Auch sie verwies auf die Ergebnisse der Bertelsmann-Studie. "Die demokratische Resilienz unserer Gesellschaft wird maßgeblich in den Klassenzimmern, Jugendzentren und Hörsälen dieses Landes gebildet", mahnte Khan. "Wir müssen jungen Menschen niedrigschwellige Angebote für politische und gesellschaftliche Teilhabe vor Ort machen, ihnen zuhören und ihre Anliegen und Probleme ernst nehmen", forderte auch sie.
Die Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit hat das Ziel, die Gesellschaft für das Thema zu sensibilisieren. Interessierten sollen auch "niedrigschwellige Angebote vor Ort" aufgezeigt werden.
Einer Erhebung für die Techniker Krankenkasse (TK) aus dem Dezember zufolge leiden über alle Altersgruppen hinweg 58 Prozent der Menschen in Deutschland unter einem Gefühl von Einsamkeit. Auch hier wird auf die starke Betroffenheit der jüngeren Generation hingewiesen.