Putin bietet Indien "kontinuierliche" Öllieferungen an

Putin (l.) und Modi bei gemeinsamer Pressekonferenz
Putin (l.) und Modi bei gemeinsamer Pressekonferenz
© AFP
Vor dem Hintergrund westlichen Drucks auf Neu Delhi wegen des Ukraine-Krieges hat Russlands Staatschef Wladimir Putin Indien eine fortdauernde Belieferung mit russischem Öl angeboten. Nach einem Treffen mit dem indischen Regierungschef Narendra Modi sagte Putin am Freitag in Neu Delhi, Russland sei "bereit, die kontinuierlichen Öllieferungen für die schnell wachsende indische Wirtschaft fortzusetzen". 

Russland sei ein "zuverlässiger Lieferant von Öl, Gas, Kohle und allem, was für die Entwicklung von Indiens Energie erforderlich ist", sagte Putin bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Modi.

Die westlichen Länder werfen Indien vor, trotz des Ukraine-Konflikts weiterhin billiges Öl aus Russland zu kaufen. US-Präsident Donald Trump hatte deshalb im August 50 Prozent Zölle auf die meisten Importe aus Indien verhängt.

Modi nannte Putin "meinen Freund" und bezeichnete die Energiesicherheit als "eine starke und wichtige Säule der indisch-russischen Partnerschaft". Er verwies dabei auf Atomenergie, bezog sich aber nicht ausdrücklich auf Öl. 

Indien ist nach dem Beginn des Ukraine-Krieges zu einem Hauptkunden russischen Öls geworden und damit zu einem wichtigen Exportmarkt, nachdem Europa seine Öl- und Gaskäufe aus Russland drastisch einschränkte. 

2024 lieferte Russland fast 36 Prozent aller indischen Rohölimporte, rund 1,8 Millionen Barrel billiges Öl pro Tag. Zuletzt reduzierte Indien seine Rohöleinfuhren jedoch wegen des westlichen Drucks.

"Wir haben ein wirtschaftliches Kooperationsprogramm bis 2030 vereinbart", sagte Modi, nachdem Vertreter beider Länder eine Reihe von Vereinbarungen in den Bereichen Arbeit, Gesundheit, Schifffahrt und Chemikalien unterzeichnet hatten. "Dies wird sicherstellen, dass unser Handel und Investitionen breit gefächert, ausgewogen und zukunftsfähig sind", fügte er hinzu. 

Putin sagte zudem, er habe Modi "zahlreiche Details über die Ereignisse in der Ukraine" mitgeteilt und ihn über die Bemühungen Moskaus informiert, "zusammen mit einigen Partnern, unter ihnen die USA, eine mögliche friedliche Lösung" zu erreichen. Er dankte dem indischen Regierungschef für seine Bemühungen, "eine Lösung für diese Situation zu finden". Modi betonte, sein Land stehe "auf der Seite des Friedens". Der Kreml-Chef war am Donnerstag zu einem zweitägigen Besuch in Indien eingetroffen. 

Indien ist einer der größten Waffenimporteure der Welt, Russland war lange der wichtigste Lieferant. Neu Delhi ist auf der Suche nach alternativen Anbietern und verstärkt zudem die inländische Produktion. Der russische Anteil an Indiens Waffenimporten ging laut dem Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri von 76 Prozent im Zeitraum 2009 bis 2013 auf 36 Prozent im Zeitraum 2019 bis 2023 zurück. 

Die Verteidigungsminister beider Länder trafen sich im Rahmen des Putin-Besuchs, wie Vikram Misri vom indischen Außenministerium sagte. Ein endgültiges Abkommen sei aber nicht geschlossen worden. 

Neben Gesprächen über hochmoderne Verteidigungs-Hardware, darunter Luftabwehrsysteme, Kampfjets und Atom-U-Boote, ging es Neu Delhi auch um einen einfacheren Zugang zum breiteren russischen Markt. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow hatte vor der Reise gesagt, Gespräche über eine Ausweitung der Lieferung des hochmodernen Luftverteidigungssystems S-400 stünden in Neu Delhi weit oben "auf der Agenda". 

Indien vollzieht einen diplomatischen Drahtseilakt, weil es einerseits von russischen Ölimporten abhängig ist und gleichzeitig darum bemüht ist, US-Präsident Donald Trump in den laufenden Zollverhandlungen nicht zu provozieren.  

AFP

Mehr zum Thema