Sacharow-Preis: Inhaftierte Journalisten, humanitäre Helfer und serbische Studenten im Rennen

Schüler demonstrieren Anfang September in Belgrad
Schüler demonstrieren Anfang September in Belgrad
© AFP
Inhaftierte Journalisten aus Belarus und Georgien, Journalisten und humanitäre Helfer in Konfliktzonen weltweit sowie serbische Studenten: Das sind die Kandidaten des diesjährigen Sacharow-Preises für Menschenrechte des Europaparlaments. Das teilte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im EU-Parlament, David McAllister (CDU), am Donnerstag in einer Videobotschaft mit. Die Preisträger werden nächste Woche im EU-Parlament bekanntgegeben.

Auf der Shortlist stehen Andrsej Pocsobut aus Belarus and Msia Amaglobeli aus Georgien. Die Journalisten würden für "ihre Freiheit und unsere" kämpfen, begründete McAllister die Nominierung. Pocsobut wurde demnach 2023 zu acht Jahren Gefängnis verurteilt, weil er sich gegen die Regierung von Präsident Alexander Lukaschenko stellte. Amaglobeli wurde 2025 aus "politischen" Gründen in Georgien inhaftiert, sie sei ein Symbol für die dortige Demokratiebewegung.

Die Journalisten und humanitären Helfer in Konfliktzonen auf der ganzen Welt werden beim Sacharow-Preis laut McAllister von der palästinensischen Journalistengewerkschaft, dem palästinensischen Roten Halbmond und dem UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA repräsentiert. Die Nominierung erkenne diejenigen an, die im Gazastreifen "angegriffen wurden oder sogar ihr Leben verloren", sagte der Außenausschuss-Vorsitzende. 

Als drittes wurden serbische Studenten nominiert, die seit Monaten regelmäßig gegen die Regierung des Landes protestieren. Auslöser war der Einsturz des Bahnhofsvordachs von Novi Sad am 1. November 2024, bei dem 16 Menschen ums Leben kamen. Der Hauptbahnhof war erst im Juli 2024 nach dreijährigen Renovierungsarbeiten wieder voll in Betrieb gegangen. Die Proteste richten sich inzwischen allgemein gegen die Regierung und die Korruption im Land.

Die Preisträger sollen kommende Woche bekannt gegeben werden, die Auszeichnung wird dann am 16. Dezember in Straßburg verliehen. Der Sacharow-Preis für geistige Freiheit wird seit 1988 an Persönlichkeiten oder Organisationen vergeben, die sich für die Menschenrechte und die Meinungsfreiheit einsetzen. Er ist mit 50.000 Euro dotiert.

Im vergangenen Jahr hatte das EU-Parlament die venezolanischen Oppositionspolitiker María Corina Machado und Edmundo González Urrutia ausgezeichnet. Machado ist die diesjährige Friedens-Nobelpreisträgerin. 

Die Shortlist wurde von den Mitgliedern des Außen- und des Entwicklungsausschusses aus einer größeren Anzahl von Vorschlägen aus dem Parlament ausgewählt. Ultrarechte Parteien des Parlaments hatten beispielsweise den getöteten US-Influencer Charlie Kirk nominiert.

AFP