Tamuna Museridze kann sich noch genau an den Moment erinnern, der ihr Leben auf den Kopf stellte. Ihre Mutter war gestorben, und Museridze, damals 31 Jahre alt, räumte in der georgischen Hauptstadt Tiflis das Haus aus, in dem sie aufgewachsen war. In einem festen grünen Einband fand sie eine Geburtsurkunde – geschrieben in den eleganten Lettern des georgischen Alphabets mit seinen vielen runden Bögen –, die ihre war und doch auch nicht.
"Das Geburtsdatum war falsch", sagt Museridze heute, neun Jahre später, mit fester, energischer Stimme via Videocall. Damals drängte sich ihr ein Verdacht auf, ein Gefühl, das sie schon länger beschlich und nun neue Nahrung erhielt: Was, wenn die Frau, die sie aufgezogen hatte, gar nicht ihre leibliche Mutter war?