Er nannte sich bei Tinder Simon Leviev. Auf der beliebten Dating-Plattform gab er sich als Milliardärs-Erbe aus. In Realität heißt er jedoch Shimon Yehuda Hayut – und gewann sein Vermögen vor allem durch Betrügereien. Nun wurde der Israeli an einem georgischen Flughafen festgenommen. Ein Sprecher des georgischen Innenministeriums bestätigte die Festnahme am Montag.
Der 34-Jährige wurde "auf Ersuchen von Interpol" am Flughafen von Batumi verhaftet. Die genauen Hintergründe sind bislang unklar, auch, welcher Staat die Festnahme beauftragt hat. Einer seiner Anwälte sagte danach, er sei davon überrascht gewesen: "Er ist bislang komplett frei um die Welt gereist".
Zwischen 2017 und 2019 soll Hayut die Dating-App Tinder genutzt haben, um sich als Sohn des milliardenschweren Diamantenunternehmers Lev Leviev auszugeben. Schätzungen zufolge soll er damit Millionen gemacht haben: "The Times of Israel" geht von etwa 8,7 Millionen Euro aus. Weltweit bekannt wurde er durch die Netflix-Dokumentation "Der Tinder-Schwindler", die 2022 für Aufsehen sorgte.
Immer die gleiche Masche bei Tinder
Auf Tinder, aber auch bei Instagram posierte er mit Privatflugzeugen und teuren Uhren, lud Frauen bei aufwendigen Dates in luxuriöse Restaurants oder auf Kurztrips ein. Danach meldete er sich täglich bei seinen Opfern, zeigte sich charmant, schickte Videos mit Küssen an die Frauen. Die fühlten sich dadurch sicher und fassten Vertrauen.
Danach soll Hayut den Frauen mit der immer gleichen Gruselgeschichte Angst gemacht haben. Er werde verfolgt, behauptete er, schickte Bilder von angeblichen Einbrüchen und einem verletzten Bodyguard. Er müsse untertauchen und könne deshalb seine Kreditkarte nicht mehr nutzen – sein Date müsse ihm Geld leihen. Wer sich weigerte, wurde bedroht und beschimpft. Wer ihm half, sah sein Geld nicht wieder.
Hayut wurde 2019 wegen vier Fällen von Betrug, Urkundenfälschung und Diebstahl verurteilt, nachdem er in Griechenland festgenommen und an Israel ausgeliefert worden war. Von den verhängten 15 Monaten Haft musste er wegen der Corona-Pandemie jedoch nur fünf verbüßen. Außerdem wurde er zur Zahlung einer Entschädigung von rund 40.000 Euro verurteilt.
Mit ihren Schulden kämpfen jedoch die Frauen, die in der Netflix-Dokumentation von Depressionen und teils von Suizid-Gedanken sprechen.
Den Spitznamen "Tinder-Schwindler" wird Hayut bis heute nicht los, dennoch leugnet er alle Vorwürfe. Dem US-Sender CNN sagte er 2022, er sei "nur ein Single, der Mädchen treffen wollte". Er habe die Frauen weder betrogen noch bedroht. Gleichzeitig gab er zu, nicht der Sohn eines Millionärs zu sein.
Quellen: Guardian, "Times of Israel", CNN, Nachrichtenagentur AFP