Bei Bundesaußenminister Guido Westerwelle wächst die Sorge um die inhaftierte ukrainische Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko. "Dass die ukrainische Menschenrechtsbeauftragte die Vorwürfe von Misshandlungen bestätigt hat, verstärkt meine große Sorge über die Gesundheit von Julia Timoschenko", sagte der FDP-Politiker der "Rheinischen Post". Er erwarte, dass die im Raum stehenden Vorwürfe unverzüglich aufgeklärt würden. Er forderte, dass Timoschenko und andere oppositionelle Häftlinge gut behandelt würden und "endlich auch medizinisch angemessene Betreuung" erhielten.
SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier zeigte sich zuversichtlich, dass die Absage des Ukraine-Besuchs von Bundespräsident Joachim Gauck positive Folgen haben werde. "Die Absage eines verabredeten Besuchs durch das deutsche Staatsoberhaupt ist keine Kleinigkeit, und ich bin mir sicher, dass wir damit in der Ukraine Diskussionen auslösen, die hoffentlich das Ergebnis haben, dass Julia Timoschenko bessere Behandlungsmöglichkeiten bekommt", sagte der frühere Außenminister dem "Hamburger Abendblatt". Kiew müsse wissen, dass es im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft unter stärkster internationaler Beobachtung stehe.
Timoschenko, die seit Monaten unter starken Rückenschmerzen leidet, war am vergangenen Freitag aus Protest gegen ihre Haftbedingungen in einen Hungerstreik getreten. Die 51-Jährige wirft den Behörden vor, sie unter Gewaltanwendung vorübergehend aus dem Gefängnis in Charkiw in ein Krankenhaus verlegt zu haben. Die Ex-Regierungschefin verbüßt eine siebenjährige Haftstrafe wegen Amtsmissbrauchs. Deutschland hatte die Aufnahme Timoschenkos zur medizinischen Behandlung angeboten.