Die Präsenz französischer Soldaten an Bord des Tankers, der zuletzt unter der Flagge von Benin fuhr, hatte großes Aufsehen erregt. Spekulationen, dass das Schiff als Startrampe für die über Dänemark gesichteten Drohnen gedient haben könnte, wurden bislang nicht bestätigt.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nahm den Vorfall zum Anlass, um ein gemeinsames Vorgehen der sogenannten Koalition der Willigen gegen die russische Schattenflotte zu fordern. "Das illustriert genau diese Politik", sagte Macron am Donnerstag beim Treffen der
"Wenn wir die Schiffe mehrere Tage oder Wochen festhalten, (...) dann zerstören wir das Geschäftsmodell", erklärte er beim Treffen der Europäischen Politischen Gemeinschaft in Kopenhagen.
Als Schattenflotte werden die oft veralteten und unter fremder Flagge fahrenden Schiffe bezeichnet, mit denen Russland unter anderem das Öl-Embargo umgeht. Die EU und Großbritannien führen bis zu 500 Schiffe auf Sanktionslisten, Macron sprach von 800 bis 100 Schiffen, die zu der Schattenflotte zählten.
Der Öltanker "Boracay", der in Russland abgelegt hatte und auf dem Weg nach Indien ist, war am vergangenen Samstag von einer Fregatte der französischen Marine nahe der Insel Ouessant im Atlantik aufgehalten worden. Die Soldaten forderten das Schiff zu einer Kursänderung Richtung Küste auf.
Die französische Staatsanwaltschaft wirft dem Kapitän des Tankers, der die chinesische Staatsbürgerschaft besitzt, das Nichtbeachten einer behördlichen Anweisung vor. Er soll deswegen im Februar vor Gericht in Brest erscheinen.
Der russische Präsident Wladimir Putin beschuldigte Frankreich wegen des Festhalten des Tankers der "Piraterie" und drohte Vergeltungsmaßnahmen an. "Der Tanker ist in neutralen Gewässern ohne jegliche Rechtfertigung beschlagnahmt worden", betonte Putin. Es habe sich keine militärische Fracht an Bord des Schiffes befunden.
Das 244 Meter lange Schiff, das häufig die Flagge und den Namen gewechselt hat, steht seit Februar auf der EU-Sanktionsliste.
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