Weiter keine Spur von Louvre-Einbrechern - Debatte über Sicherung der Vitrinen

Der Louvre in Paris
Der Louvre in Paris
© AFP
Zwei Tage nach dem spektakulären Kronjuwelen-Diebstahl im Pariser Louvre sind die Täter weiter auf der Flucht. Allerdings verkündete die französische Polizei einen Erfolg im Fall eines weiteren Museums-Einbruchs: Eine 24 Jahre alte Chinesin sei unter dem Verdacht festgenommen worden, im September etwa sechs Kilogramm Gold aus dem Pariser Naturkundemuseum gestohlen und teilweise eingeschmolzen zu haben. 

Die Verdächtige sei bereits am 30. September in Barcelona festgenommen und nun nach Frankreich ausgeliefert worden, teilte die französische Staatsanwaltschaft am Dienstag mit. Sie befinde sich in Untersuchungshaft. Zu ihrer mutmaßlichen Beute zählten Ausstellungsstücke aus natürlich vorkommendem Gold, das auch gediegen Gold genannt wird. Das Museum hatte erklärt, dass die gestohlenen Stücke, die unter anderem aus Bolivien und Australien stammen, einen "unschätzbaren kulturellen Wert" haben.

Von den Louvre-Einbrechern, die mit Warnwesten bekleidet über einen Lastenaufzug in das Museum eingedrungen waren und mit einem Trennschleifer Vitrinen geöffnet hatten, fehlte am Dienstag weiter jede Spur. Der Einbruch am Sonntagmorgen, eine halbe Stunde nach Museumsöffnung, hatte keine zehn Minuten gedauert. Die Täter entkamen auf Motorrollern.

Nach einem Bericht des Enthüllungsblatts "Le Canard Enchaîné" waren die erst 2019 angeschafften Vitrinen, in denen die Kronjuwelen ausgestellt waren, nicht so gesichert wie die Vorgängermodelle. "Der Diebstahl hätte vermieden werden können, wenn die Vitrinen nicht ersetzt worden wären", schreibt die Zeitung in ihrer Mittwochsausgabe. Das Museum wies die Vorwürfe zurück. 

Zu dem aus dem Louvre entwendeten Diebesgut zählen ein Diadem der Kaiserin Eugénie mit fast 2000 Diamanten und eine Kette mit 32 Smaragden und 1138 Diamanten, die Marie-Louise, der zweiten Ehefrau von Napoleon Bonaparte gehörte. Ursprünglich hatten die Diebe auch die Krone von Kaiserin Eugénie, der Ehefrau von Napoleon III., gestohlen. Diese verloren sie jedoch auf der Flucht. 

Die Pariser Staatsanwaltschaft ermittelt wegen organisierten Bandendiebstahls und Bildung einer kriminellen Vereinigung. Es besteht große Sorge, dass die acht gestohlenen Schmuckstücke in ihre Bestandteile zerlegt werden. Auf dem legalen Markt sind sie unverkäuflich. Nach Ansicht von Experten wurden sie möglicherweise gestohlen, um das eingeschmolzene Gold und die Edelsteine zu verkaufen. 

Der erste große Diebstahl aus dem Louvre seit 1998, als ein Gemälde von Camille Corot entwendet wurde, hat eine Debatte über die Sicherheit des Louvre und der übrigen französischen Museen angeheizt. 

Louvre-Direktorin Laurence des Cars sollte am Mittwoch vom Kulturausschuss des Senats zu dem Vorfall befragt werden. Gewerkschaften bemängeln seit Jahren einen Personalabbau und die zögernde Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen im Louvre. Der Rechnungshof hatte in einem noch unveröffentlichten Bericht ebenfalls zahlreiche Sicherheitslücken angeprangert, unter anderem die spärliche Ausstattung mancher Flügel mit Überwachungskameras. 

Kulturministerin Rachida Dati hatte zunächst erklärt, dass das anwesende Personal korrekt gehandelt und sofort die Polizei verständigt habe. Sie kündigte parallel zu den polizeilichen Ermittlungen auch eine interne Untersuchung des Vorfalls an. 

In den vergangenen Monaten hatte es mehrfach spektakuläre Diebstähle aus französischen Museen gegeben. Anfang September waren Einbrecher in das Porzellan-Museum von Limoges eingedrungen und hatten drei als nationale Schätze eingestufte Objekte gestohlen. 

Im vergangenen November hatte es zwei größere Diebstähle am helllichten Tag gegeben: Im Museum Cognacq-Jay in Paris zertrümmerten die Täter in Anwesenheit von Besuchern mit Äxten und Baseballschlägern eine Vitrine. Am folgenden Tag wurden goldene, mit Edelsteinen besetzte Figuren in einem Museum für sakrale Kunst in Saône-et-Loire gestohlen.

Der Louvre mit seiner markanten Glaspyramide zählt zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten der französischen Hauptstadt und war mit fast neun Millionen Menschen 2024 das meistbesuchte Museum der Welt. In ihm ist unter anderem die "Mona Lisa" von Leonardo da Vinci ausgestellt. Diese war 1911 aus dem Museum gestohlen worden. Das Gemälde wurde Monate später wiedergefunden und befindet sich heute hinter diebstahlsicherem Glas.

Präsident Emmanuel Macron hatte im Februar umfangreiche Renovierungsarbeiten angekündigt. Unter anderem soll ein neuer monumentaler Eingang und ein eigener Ausstellungsraum für die "Mona Lisa" gebaut werden, der auch unabhängig vom Rest des Museums zugänglich sein soll.  

AFP