Die Oxford Dictionaries haben am Mittwoch das Wort des Jahres gekürt. Die britische Wörterbuch-Reihe entschied sich für das Wort "post-truth" (postfaktisch) und spiegelt damit den weltweiten Aufstieg des Begriffs als auch der Rechtspopulisten wider. "Postfaktisch hat sich von einem peripheren Begriff zu einem wichtigen Bestandteil in politischen Kommentaren entwickelt", hieß es zur Begründung am Mittwoch. Die Verwendung des Begriffs habe seit vergangenem Jahr um 2000 Prozent zugenommen.
Gefühle werden wichtiger als Fakten
"Post-truth" kann im Englischen sowohl als Substantiv als auch als Adjektiv verwendet werden. Oxford Dictionaries definieren den Begriff als Beschreibung von "Umständen, in denen objektive Fakten weniger Einfluss auf die Bildung der öffentlichen Meinung haben als Bezüge zu Gefühlen und persönlichem Glauben".
Eine solche postfaktische Weltsicht werde befördert "durch den Aufstieg sozialer Medien als Nachrichtenquelle und das wachsende Misstrauen gegenüber Fakten, die vom Establishment angeboten werden", erklärte der Präsident der Oxford Dictionaries, Casper Grathwohl.
Wort des Jahres steht in Verbindung mit Donald Trump
Die Verwendung des Begriffs habe dieses Jahr im Zusammenhang mit dem Brexit-Votum der Briten im Juni deutlich zugenommen "und dann wieder im Juli, als Donald Trump sich die Nominierung zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten sicherte".
Trump hatte einen beispiellos aggressiven Wahlkampf geführt und letztlich gegen seine Rivalin, die erfahrene Politikerin Hillary Clinton, gewonnen. Clinton hatte er als Teil eines abgehobenen Establishments kritisiert und angekündigt, er wolle den "Sumpf in Washington" trockenlegen.