Wie lange sie schon auf diesem Stuhl sitzt, weiß Christine de Védrines nicht mehr. Ihre Hüften, ihre Beine und ihr Rücken schmerzen, wie noch nie etwas in ihrem Leben geschmerzt hat. Doch sie darf nicht aufstehen. Sie darf sich auch nicht waschen und nicht auf die Toilette. Selbst schlafen ist verboten, dabei ist sie so unendlich müde. Aber jedes Mal, wenn sie einnickt, kneift ihr jemand ins Ohr. Es ist ihr Ehemann, Charles-Henri, 60. Er war einmal ein angesehener Arzt, der einen Eid geschworen hat, anderen zu helfen. Seiner Frau hat er seine Liebe geschworen, doch nun quält er sie. Und Christine, 58, muss es ertragen. Sie, die Mutter von drei Kindern, die aus wohlhabendem Hause stammt und immer stolz darauf war, in eine Adelsfamilie eingeheiratet zu haben.
In dem Zimmer mit den feuchten Wänden, in dem sie seit Tagen ausharren muss, ist es dunkel, und es gibt keine Uhren. Christine hat ihr Zeitgefühl verloren. Hinter ihr sitzen ihr Mann, sein Bruder Philippe und seine Schwester Ghislaine und lassen sie nicht aus den Augen. Die Geschwister warten darauf, dass Christine endlich redet. Auch sie wissen nicht mehr, ob es Tag ist oder Nacht. Auch sie haben Angst.
Sie haben mächtige Feinde. Sie brauchen Geld, um sich zu verteidigen. Sie brauchen den Schatz, von dem nur Christine weiß, wo er zu finden ist.