In den 1920er-Jahren befand sich die Automobilität noch ziemlich am Anfang ihrer Entwicklung. Als der Rolls-Royce Phantom II ab 1929 in Großbritannien gebaut wurde, galt er als echter Luxuswagen. Er besaß einen übermäßig großen 7,7-Liter-Reihensechszylinder – angetrieben natürlich von einem Verbrennungsmotor. An einen Elektroantrieb war damals nicht zu denken. Und auch die Technik war keineswegs so modern wie heutzutage. Die Firma Electrogenic aus dem englischen Oxford hat einen aufwendigen Umbau vorgenommen und aus einem Rolls-Royce Phantom II von 1929 ein Elektroauto nach heutigen Standards gemacht.
So haben die Mechaniker im Auftrag eines privaten Sammlers Antrieb, Fahrsystem und technische Aspekte eingebaut. Für das Team, das bereits andere Oldtimer wie den Daimler DS420, Porsche 356C oder den VW Käfer in E-Autos verwandelt hat, war der Umbau des Phantom II jedoch von besonderer Herausforderung. Es sei der "bisher komplexeste Umbau" gewesen, schreibt die Firma bei Facebook.
Umbau stellte Team vor verschiedene Herausforderungen
Von der anfänglichen Untersuchung der Machbarkeit des Projekts und der technischen Spezifikationen bis hin zur Entwicklung verschiedener Optionen für die Integration der Elektro-Komponenten vergingen 18 Monate, sagte Firmengründer und CEO, Steve Drummond, gegenüber dem BBC-Magazin "Top Gear". Eine Herausforderung sei gewesen, die 93 kWh großen Antriebsbatterien unterzubringen. Diese fanden schließlich unter der Motorhaube Platz, wo vorher der Verbrennungsmotor zu finden war. Die Batterien sollen eine geschätzte Reichweite von rund 290 Kilometern bringen. Ein verbauter 150-kW-Elektromotor soll gut 200 PS und ein Drehmoment von 310 Newtonmetern haben.
Um den fast 100 Jahren alten Wagen zu modernisieren, wurde auch das Fahrwerk inklusive Bremssystem angepasst – Elemente, die für die Mechaniker ebenfalls nicht leicht umzusetzen gewesen seien. Das Fahrzeuggewicht ist hingegen unverändert, auch wenn das Leergewicht von zwei Tonnen wenig vorteilhaft für ein Elektroauto ist. Immerhin soll aber ein regeneratives Bremssystem bei Bergabfahrten die Reichweite erhöhen.
Zu einem Elektroauto nach heutigen Standards gehört schließlich auch die entsprechende Elektronik. So besitzt der elektrifizierte Phantom II mehrere Anzeigen – darunter eine für den Batterieladezustand. Zudem wurde ein Sport, Verkehrs- und Eco-Fahrmodus verbaut. Für einen klangvollen Sound soll ein High-End-Audiosystem mit mehreren Lautsprechern mit Bluetooth-Anschluss sowie ein Subwoofer sorgen.
Rolls-Royce Phantom II soll wieder in Originalzustand gebracht werden können
Optisch soll der Elektro-Oldtimer hingegen dem Original entsprechen. Eine geformte Aluminiumverkleidung, welche die Batterien abdeckt, soll die Optik des Originalmotors haben und somit den ursprünglichen Anblick bei geöffneter Motorhaube aufrecht erhalten. Und auch sonst sei der Umbau laut Firmenangaben ohne jegliches Bohren oder Schneiden erfolgt, wodurch der Phantom II wieder vollständig in seinen ursprünglichen Zustand zurückgebaut werden könne – einen echten Oldtimer macht eben aus, dass er sich weitestgehend im Originalzustand befindet.
Tatsächlich sind Umbauten von Oldtimern in Elektrofahrzeuge inzwischen keine Seltenheit mehr. Neben Autoherstellern wie bei VW oder Mini gibt es ein solches Angebot auch bei anderen Firmen. So baut etwa auch die britische Firma Lunaz Oldtimer zu E-Autos um.
Was ein Umbau bei Electrogenic kostet, hat die Firma nicht bekannt gegeben. Der Preis dürfte aber in die Tausende gehen, wobei dies wohl auch individuell von den jeweiligen Kundenwünschen abhängig ist. Der elektrifizierte Rolls-Royce Phantom II ist bis zum Samstag (2. September) auf der Ausstellung Salon Privé im Blenheim Palace bei Oxford zu sehen.
Quellen: Top Gear, Rolls-Royce Automobilmuseum