Die dänische Polizei bleibt bei ihrer harten Linie gegen Klima-Demonstranten: In der Nacht zum Dienstag stürmten Beamte mit Wasserwerfern und Tränengas in den Kopenhagener "Freistadt Christiania" und nahmen 200 Teilnehmer einer Feier fest. Zuvor hatten kleine Gruppen vor dem Eingang des seit den 70er Jahren besetzt gehaltenen Kasernengeländes Barrikaden gebaut, Feuer entzündet und nach Polizeiangaben Brandsätze geworfen.
Die Gesamtzahl der Festnahmen stieg seit der ersten Demonstration zum Klimagipfel am Samstag damit auf 1500. Die Mehrzahl der in der Nacht zum Dienstag in einem Massenarrest festgehaltenen jungen Leute wurde schon am frühen Morgen wieder freigelassen. Nach drastischen Verschärfungen des dänischen Demonstrationsrechts eigens für den Gipfel kann die Polizei Personen bis zu zwölf Stunden ohne weitere Verfahren festhalten.
Mit mehr als 300 Festgenommenen stellen Deutsche bisher die stärkste Gruppe noch vor den Dänen. Gegen zwei jungen Frauen aus Rostock wurde Untersuchungshaft bis zum 23. Dezember verhängt. Die eine Rostockerin hatte einen Polizisten geschubst und war daraufhin festgenommen worden; die andere Frau wurde ebenfalls festgenommen, nachdem sie ihrer Freundin zu Hilfe geeilt war.
Polizeisprecher Henrik Suhr meinte zu den Massenfestnahmen ohne eigentliche Krawalle: "Es sind deutlich mehr ausländische Krawallmacher gekommen als wir erwartet haben. Ihre sehr unfreundlichen Absichten waren für uns immer klar." Kritisch über das bisherige Vorgehen äußerte sich in Kopenhagen Amnesty International: "Die Rechtssicherheit ist hier außer Kraft gesetzt worden." Ein Sprecher der Anwaltsvereinigung begrüßte, dass gut 1000 Betroffene gegen ihre Festnahmen Klagen in Gang gesetzt haben.
Die eigentliche Kraftprobe zwischen militanten Demonstranten und der Polizei steht an diesem Mittwoch bevor: Gruppen um das Aktionsbündnis "Climate Justic Action" wollen zum Tagungsort des Klimagipfels ziehen und Polizeiabsperrungen durchbrechen. Am Samstag hatten fast 100.000 Demonstranten ihre Forderung nach einem weitgehenden Klimaschutzabkommen und Klimahilfe für arme Länder friedlich zum Tagungsort vor den Toren Kopenhagens gebracht.