Bei einer Schießerei in der Appalachian School of Law von Grundy im US-Bundesstaat Virginia sind am Mittwoch nach Angaben der Universität drei Menschen getötet worden. Unter den drei Toten sei der Dekan der Juristischen Fakultät, teilte die Polizei mit. Drei weitere Menschen seien verletzt und in kritischem Zustand. Der Schütze, ein zeitweilig von der Schule verwiesener Student, sei von Studenten überwältigt worden und befinde sich inzwischen im Gewahrsam der Polizei. Er sei in den Aufenthaltsraum der Juristischen Fakultät gekommen und habe das Feuer eröffnet, sagte eine Sprecherin der Universität. Wie viele Menschen zu diesem Zeitpunkt in dem Aufenthaltsraum waren, ist noch ungeklärt.
Der Tathergang ist noch unklar
Der 43-jährige Student sei seit Mittwoch der Schule aus bislang unbekanntem Grund zeitweilig verwiesen worden, sagte ein Polizeisprecher. Er sei mit einer halbautomatischen Waffe zurückgekommen. Die Einzelheiten seien noch lückenhaft, sagte die Universitätssprecherin. »Wir versuchen noch herauszufinden, was genau passiert ist.« Der Mann werde in Zusammenhang mit der Schießerei im Gefängnis von Grundy fest gehalten, teilte die Polizei von Virginia mit.
Justizminister John Ashcroft drückte in einem Schreiben der Witwe des Dekans sein Beileid aus. Anthony Sutin arbeitete im Justizministerium, bevor er 1998 Dekan der Universität im Südwesten Virginias wurde.
Der Campus der Universität wurde evakuiert, Einsatzwagen von Polizei und Rettungskräften fuhren auf den Platz. Auf dem Gelände befanden sich nach Universitätsangaben rund 240 Studenten. Erst am Vortag waren bei einer Schießerei an einer Schule in New York zwei Menschen verletzt worden. Wie die Polizei mitteilte, schwebten die beiden aber nicht mehr in Lebensgefahr. Der Täter war nach Angaben von New Yorks Schulkanzler Harold Levy am Mittwoch noch auf freiem Fuß. Nach dem tragischen Vorfall hatte die Polizei einen 18-jährigen Mitschüler festgenommen, jedoch nicht im Zusammenhang mit den Schüssen, sondern wegen eines bestehenden Haftbefehls, hieß es am Mittwoch.
Die Schüler sind beunruhigt
Derweil äußerten sich andere Schüler der Martin Luther King High School in Manhattan beunruhigt. Wie an fast allen anderen öffentlichen Schulen New Yorks müssen die Jugendlichen am Haupteingang Metalldetektoren passieren. Außerdem patrouillieren zwei Polizisten und 13 Sicherheitsbeamte in Zivil ständig in dem Gebäude.
Trotzdem waren im vergangenen Jahr zehn Schüler mit Waffen in der High School gestellt worden, berichteten New Yorker Medien. Die bewaffneten Jugendlichen waren über unbewachte Nebeneingänge ins Gebäude gekommen.
Chronologie der Gewalttaten30.3.2001
: Auf dem Parkplatz einer High School in Gary (Indiana) erschießt ein 17-jähriger Schüler seinen ein Jahr jüngeren früheren Schulkameraden. Nach kurzer Verfolgungsjagd wird der Täter gefasst.
22.3.2001
: In einer Schule in El Cajon, einem Vorort von San Diego, schießt ein 18-Jähriger fünf Mitschüler und einen Lehrer an. Der Schütze kann von einem Sicherheitsbeamten der Schule überwältigt werden.
7.3.2001
: Ein Mädchen eröffnet in der Cafeteria einer streng katholischen High School in Williamsport (Pennsylvania) das Feuer und verletzt eine Schülerin.
5.3.2001
: In einer High School bei San Diego (Kalifornien) erschießt ein 15-Jähriger zwei Mitschüler und verletzt 13 weitere Menschen. Kurz vorher hatte er Freunden und Bekannten von seinem Plan erzählt. Doch niemand nahm ihn ernst.
26.5.2000
: Ein 13-jähriger Schüler erschießt in Florida seinen Lehrer. Nach Zeugenberichten war der Junge nach Hause geschickt worden, weil er den Unterricht gestört hatte.
12.3.2000
: Ein 19-Jähriger erschießt nach einer Tanzveranstaltung an der Beach High School in Savannah (Georgia) einen Gleichaltrigen und feuert in die Menge. Ein 16 Jahre alter Junge stirbt später im Krankenhaus, ein Schüler wird leicht verletzt.
29.2.2000
: Ein erst sechs Jahre alter Junge erschießt in der Grundschule von Mount Morris (Michigan) eine gleichaltrige Mitschülerin.
6.12.1999
: Ein 13-Jähriger verletzt in der Mittelschule von Fort Gibson (Oklahoma) vier Mitschüler durch Schüsse aus einer Pistole.
20.4.1999
: Bei dem bislang blutigsten Massaker an einer US-Schule töten zwei Jugendliche in der Columbine High School (Littleton, Colorado) zwölf Schüler und einen Lehrer und verletzen 20 zum Teil lebensgefährlich. Anschließend töten sie sich selbst. Die beiden 17 und 18 Jahre alten Jungen hatten die Schule maskiert und mit Gewehren und Sprengsätzen bewaffnet gestürmt.
21.5.1998
: Nachdem er zunächst seine Eltern umgebracht hat, feuert ein für Gewaltfantasien bekannter 15-Jähriger in der Cafeteria einer Hochschule in Springfield (Oregon) auf zwei Mitschüler und tötet sie.
19.5.1998
: Nach einem Streit um ein Mädchen erschießt ein 18- Jähriger in Fayetteville (Tennessee) auf einem Schulparkplatz einen gleichaltrigen Mitschüler.
24.4.1998
: Auf einem Schulball in Edinboro (Pennsylvania) erschießt ein 14-Jähriger einen 48 Jahre alten Lehrer und verletzt zwei Klassenkameraden sowie eine Lehrerin.
24.3.1998
: Zwei bis an die Zähne bewaffnete Jungen im Alter von elf und 13 Jahren töten in Jonesboro (Arkansas) nach einem von ihnen ausgelösten Feueralarm vier Mädchen und eine Lehrerin. Zehn Kinder und eine Lehrerin werden verletzt. Kurz vorher hatte sich eine Schulfreundin von dem 13-Jährigen getrennt.