Bei der Doktorarbeit abgeschrieben? Guttenberg nennt Plagiatsvorwürfe "abstrus"

Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat Vorwürfe zurückgewiesen, bei seiner Doktorarbeit heimlich aus anderen wissenschaftlichen Texten abgeschrieben zu haben.

Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg hat Vorwürfe zurückgewiesen, er habe Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben. "Der Vorwurf, meine Doktorarbeit sei ein Plagiat, ist abstrus", erklärte der Minister am Mittwoch. Er sei jedoch bereit zu prüfen, "ob bei über 1200 Fußnoten und 475 Seiten vereinzelt Fußnoten nicht oder nicht korrekt gesetzt sein sollten". Dies würde er dann bei einer Neuauflage berücksichtigen. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte berichtet, Guttenbergs Dissertation von 2006 enthalte an mehreren Stellen fremde Texte, die nicht als solche ausgewiesen seien. Der Ombudsmann für wissenschaftliche Selbstkontrolle der Universität Bayreuth prüft die Vorwürfe derzeit.

Dabei handle es sich unter anderem um die wortgleiche Wiedergabe einiger Passagen eines Zeitungsartikels sowie einiger Sätze aus einem Vortrag, schrieb die Zeitung. Die Texte seien nicht als Zitat in den 1000 Fußnoten oder der 50 Seiten langen Literaturliste der Dissertation aufgeführt. Dies verstoße mindestens gegen die guten wissenschaftlichen Sitten. Insgesamt umfassten die beanstandeten Stellen mehrere Seiten. Darin seien auch Stellen enthalten, die zu allgemein oder in anderer Form nicht korrekt zitiert oder zugeordnet seien.

Kritik erntete Guttenberg von Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin. "Egal ob vorsätzliches Plagiat oder einfache Schlamperei: Guttenberg hat zum ersten Mal das Problem, dass er die Verantwortung auf keinen anderen abschieben kann", erklärte Trittin.

Wissenschaftler: Fall ist schwerwiegend

Der Medienwissenschaftler und Plagiatgutachter Stefan Weber bewertete die Vorwürfe als schwerwiegend: "Es handelt sich um Plagiate auf Basis einer klaren Intention", sagte er der "Welt" (Mittwochausgabe). Ihm drohe damit die Aberkennung seines Doktortitels. Er warf dem Minister vor, sehr geschickt zu täuschen. "Besser täuschen kann man gar nicht."

Sollten sich die Plagiatsvorwürfe gegen Guttenberg als wahr herausstellen, könnte ihm auch der "Süddeutschen Zeitung" zufolge der Doktortitel aberkannt werden. Dies sei nach einem Urteil des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg von 2008 möglich, wenn fremde Passagen "wiederholt und planmäßig" kopiert worden seien. Der Jura-Professor Andreas Fischer-Lescano, der die beanstandeten Textpassagen entdeckt hatte, sagte der "Süddeutschen Zeitung", im Falle von Guttenbergs Dissertation könne von einem Plagiat gesprochen werden. Viele Universitäten lassen dem Zeitungsbericht zufolge jedoch in der Praxis Milde walten, wenn die Arbeit insgesamt als Eigenleistung gelten kann. Mitunter würden Wissenschaftler den Überblick über ihre Abschriften oder die Zulieferungen von Mitarbeitern verlieren.

Diese Mutmaßung wies Guttenberg jedoch zurück. "Sollte jemand auf die Idee kommen zu behaupten, Mitarbeiter meiner Büros hätten an der wissenschaftlichen Erarbeitung meiner Dissertation mitgewirkt, stelle ich fest: Dies trifft nicht zu", betonte der Minister. "Die Anfertigung dieser Arbeit war meine eigene Leistung".

DPA · Reuters
Reuters/AFP/DPA

PRODUKTE & TIPPS