Die vor einer Woche vor der Küste Alaskas auf Grund gelaufene Ölbohrinsel ist in einen nahe gelegen Hafen der Kodiak-Inseln geschleppt und dort verankert worden. Die Bohrinsel "Kulluk" habe die 50 Kilometer lange Strecke bis nach Kiliuda Bay gut überstanden, teilte der Betreiberkonzern Royal Dutch Shell am Montag in Anchorage mit. Alles sei wie erwartet verlaufen. Hinweise auf Lecks in den Diesel-Tanks seien nicht gefunden worden. Spezialisten sollen nun klären, wie schwer die "Kulluk" beschädigt ist. An der Bergungsaktion, die rund 12 Stunden dauerte, waren mehr als 630 Menschen beteiligt. Die Höhe der Kosten, die Shell komplett übernehmen will, ist noch unklar.
Die 1983 gebaute Bohrinsel hat mehr als eine halbe Million Liter Diesel und andere Ölprodukte geladen. Sie hatte zur Überholung nach Puget Sound geschleppt werden sollen. Bei stürmischem Wetter riss sich die "Kulluk" jedoch los und trieb zu den Kodiak-Inseln. Fraglich ist, wie sich der Unfall auf das 4,5 Milliarden Dollar teure und ohnehin umstrittene Ölförderprogramm des britisch-niederländischen Ölkonzerns vor Alaskas Küste auswirkt. Shell hatte mit seinen Plänen im vergangenen Jahr Umweltschützer und Bewohner der Region gegen sich aufgebracht. Sie befürchten, dass der Konzern die Risiken der Ölförderung im Golf von Alaska unterschätzt. In dem Archipel, wo die "Kulluk" strandete, leben unter anderem Bären, zahlreiche Vogelarten und eine vom Aussterben bedrohte Seelöwenart.
Die Unglücksstelle der "Kulluk" liegt nur wenige hundert Kilometer westlich vom Prinz-William-Sund, wo am 24. März 1989 das Schiff "Exxon Valdez" auf ein Riff gelaufen war und rund 40 000 Tonnen Rohöl verloren hatte. Küstengewässer und Küste wurden verseucht. Hunderttausende Tiere verendeten. Das Unglück gilt als eine der schlimmsten Ölkatastrophen weltweit.