Mehrere telefonische Bombendrohungen haben den Düsseldorfer Flughafen am Sonntag stundenlang komplett lahm gelegt. Experten von Polizei und Bundesgrenzschutz (BGS) hatten die Anrufe als sehr ernstzunehmend bewertet und um 11.35 Uhr Bombenalarm ausgelöst. Daraufhin wurden das Zentralgebäude, sämtliche Terminals, Parkhäuser, Rollfelder, Zu- und Abfahrtswege evakuiert und weiträumig abgesperrt. Rund um den Flughafen brach am letzten Tag der nordrhein-westfälischen Sommerferien ein Verkehrschaos aus, in dem tausende Reisende feststeckten.
Sieben verschiedene Drohungen
Laut BGS waren in der Telefonzentrale des Flughafens insgesamt sieben verschiedene Drohungen gegen Gebäude und konkrete Flugzeuge eingegangen. "Das haben wir äußerst ernst genommen", sagte Sprecher Wolfgang Heimann. Einer der Anrufer habe erklärt, im Flughafen sei eine Bombe versteckt, die am Sonntagnachmittag detonieren werde. Mehrere hundert Beamte von Bundesgrenzschutz und Polizei durchsuchten von Mittag an mit Hilfe von Sprengstoffspürhunden das gesamte Flughafengelände. Betroffen davon waren auch der Fern- und der S-Bahnhof. Nach mehr als vier Stunden hatten die Experten aber noch nichts Verdächtiges entdeckt.
Flughafen-Hotline
Der Flughafen richtete mehrere Hotlinenummern ein: 0211/421-84004 bis -84007
Nach Angaben von Flughafensprecher Torsten Hiermann wurden die meisten Flüge nach Köln/Bonn umgeleitet. Bis Nachmittag landeten dort etwa 30 Maschinen mit rund 5.000 Passagieren außerplanmäßig. Auch in Köln/Bonn hatte es bereits am Samstagabend eine Bombendrohung gegeben, die aber nach Angaben von Flughafen-Geschäftsführer Wolfgang Klapdor eher allgemein war und in dieser Form öfter vorkommt. Der Sicherheitsstandard sei dennoch erhöht worden, Evakuierungen seien aber nicht nötig gewesen.
In Düsseldorf waren wegen der Rückreisewelle zum Ende der nordrhein-westfälischen Schulferien am Sonntag mehr als 64.000 Fluggäste in Düsseldorf erwartet worden: "Es herrscht totales Chaos rund um den Flughafen", sagte Hiermann am Nachmittag. Er riet allen Fluggästen und Abholern dringend, sich mit ihren Reiseveranstaltern oder Fluggesellschaften in Verbindung zu setzen. An allen Ecken und Enden sei das Personal verstärkt worden.
"Die Evakuierung war eine ganz ruhige Aktion"
Trotz des Chaos war von Panik aber keine Spur auf dem Flughafen: "Die Evakuierung war eine ganz ruhige Aktion", sagte Heidemarie Kamrath, die mit ihrem Ehemann Klaus um 12.30 Uhr für zwei Wochen nach Mallorca fliegen wollte. Die beiden harrten nahe des Flughafens aus, weil sie schon vor dem Bombenalarm eingecheckt hatten. "Mir ist mein Leben lieber als ein Urlaub in Spanien", sagte Kamrath.
Doch einige Passagiere hatten schon ein mulmiges Gefühl: "Wir hatten sehr große Angst, weil wir schon im Flugzeug von dieser Bombendrohung informiert worden sind", berichtete der Ratinger Heinz von Ameln, der um 12.00 Uhr mit Ehefrau und zehnjähriger Tochter nach elf Tagen Mallorca-Urlaub in Düsseldorf landete. Mehr als zweieinhalb Stunden musste die Familie auf ihre Koffer warten, weil die ganze Gepäckabfertigung blockiert war.
Bereits vor siebeneinhalb Jahren hatte der Düsseldorfer Airport, der nach Frankfurt und München mit jährlich fast 15 Millionen Fluggästen der drittgrößte deutsche Verkehrsflughafen ist, ebenfalls komplett gesperrt werden müssen. Grund war damals der verheerende Brand am 11. April 1996, bei dem 17 Menschen ums Leben kamen und 88 Personen zum Teil schwer verletzt wurden.