Der britische Historiker Tony Judt ist im Alter von 62 Jahren gestorben. Judt erlag am Freitag einer Rückenmarkserkrankung, wie ein Sprecher der Universität New York am Samstag mitteilte. Dort hatte Judt zuletzt gelehrt, er war seit 1995 Leiter des nach dem deutschen Schriftsteller Erich Maria Remarque benannten Instituts für Europäisch Studien. Zu Judts bekanntesten Werken zählt eine Abhandlung zur europäischen Nachkriegsgeschichte, "Postwar". Auf Deutsch erschien sie unter dem Titel "Geschichte Europas von 1945 bis zur Gegenwart".
Für Kontroversen sorgte der Sohn jüdischstämmiger Eltern mit seiner kritischen Haltung gegenüber Israel und dessen Politik gegenüber den Palästinensern. Auch war er ein scharfer Kritiker der Regierung von US-Präsident George W. Bush.
Judt litt seit zwei Jahren an Amyotropher Lateralsklerose, bekannt auch als Lou-Gehrig-Krankheit. Es handelt sich um eine neurologische Krankheit, die eine Degeneration von Nervenzellen im Rückenmark bewirkt und dadurch Lähmungen hervorruft. Judt musste deswegen mit einer Maschine beatmet werden. Trotz seiner Krankheit veröffentlichte Judt auch in diesem Jahr noch Aufsätze.