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Nach Beschwerden von Touristen Zapfenstreich am Checkpoint Charlie: Berliner Bezirksamt schickt Fake-Soldaten in Ruhestand

Zwei Touristen aus England lassen sich am Checkpoint Charlie mit einem Mann in US-Uniform fotografieren
Weil sich zuletzt zunehmend Bürger und Touristen über die teils aggressive Masche der Fake-Soldaten in US-Army-Uniform beschwerten, hat das Bezirksamt Kreuzberg reagiert
© Clara Margais / DPA
Weil sie Touristen zu Erinnerungsfotos nötigten und dafür tausende Euro einsteckten, will Berlin die falschen Soldaten am Checkpoint Charlie abziehen. Bisher wurde das zunehmend kommerzielle Treiben an dem früheren Grenzkontrollpunkt in der Friedrichstraße geduldet.

Vielen Berlinern war der Mix aus Touristennepp, vermeintlicher Geschichtsvermittlung und Kommerz an einem der berühmtesten Grenzübergänge der Welt schon lange ein Dorn im Auge. Nun hat das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg reagiert und den als US-Soldaten verkleideten Laiendarstellern am früheren Checkpoint Charlie ihre Entlassungspapiere zugestellt – zumindest virtuell. Demnach hätten sich zuletzt immer mehr Bürger und Touristen darüber beschwert, wie die Uniformierten Berlin-Urlauber und Besucher dazu drängen, für ein Erinnerungsfoto zu zahlen. Zuerst hatte "Bild" darüber berichtet.

US-Soldaten nötigen Touristen: Vier Euro pro Foto

Man werde nun gegen das bisher geduldete Treiben am früheren Grenzkontrollpunkt vorgehen, hieß es am Montag aus dem zuständigen Bezirksamt. Passanten seien "regelrecht genötigt" worden, am Kontrollhäuschen für ein Foto mit den Schaustellern zu zahlen, begründete der Bezirk den Schritt. Demnach fiel die Entscheidung bereits im August. Sollten die Schausteller ihre Tätigkeit wieder aufnehmen, werde das Ordnungsamt im Rahmen seiner Personalkapazitäten das Verbot durchsetzen – notfalls mit Unterstützung der Polizei, hieß es. Laut "Bild" zahlten Touristen vier Euro für Fotos und Fake-Visa mit Fantasiestempeln. Demnach verdienten die Schauspieler an guten Tagen bis zu 5000 Euro.

Der Betreiber des Foto-Services für Berlin-Besucher will sich das Verbot nicht gefallen lassen. "Das plötzliche Aus verstehen wir nicht. Ich musste sechs Kollegen entlassen“, zitiert "Bild" Tom Luszeit von der "Dance Factory", die die Darsteller für die Wachposten stellt. Seit 2002 begrüßen etwa zehn Schauspieler in Uniformen der US Army abwechselnd Passanten am Checkpoint Charlie, stellen Fake-Visa aus und posieren für Erinnerungsfotos.

Checkpoint Charlie – Hotspot der Hauptstadt

Der Checkpoint Charlie war während der Teilung Berlins zwischen 1961 und 1989 Grenzübergang für Diplomaten und Ausländer. Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 standen sich hier amerikanische und sowjetische Panzer gegenüber. Das Gelände rund um den Kontrollpunkt ist heute eine der meistbesuchten Touristenattraktionen Berlins. Seit dem 13. August 2000 können Touristen eine Nachbildung der ersten Kontrollbaracke besichtigen. Als US-Soldaten verkleidete Schauspieler werden sie dort aber vorerst nicht mehr treffen.

js DPA

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