"Murat und Aische gehen dursch Wald" Duisburg: Schüler sollen "Hänsel und Gretel" in "Kanakendeutsch" übersetzen

Schüler und Schülerinnen sitzen mit Masken im Unterricht und machen Schulaufgaben
"Hänsel und Gretel auf Kanakisch" hieß der Text, den die Schüler:innen des Krupp-Gymnasiums in Duisburg bearbeiten sollten (Symbolbild)
© Julian Stratenschulte / Picture Alliance
9. Klässler:innen sollen im Unterricht ein Märchen ins "Kanakische" übersetzen. In einer Stellungnahme spricht sich die Schule gegen Diskriminierung aus – und schreibt dabei sogar das Wort "Rassismus" falsch.

"Murat und Aische gehen dursch Wald, auf Suche nach korrekte Feuerholz" – mit diesem Satz beginnt ein Text, der Schüler:innen in der 9. Klasse eines Duisburger Gymnasiums vorgelegt wurde. Dabei handelt es sich um eine Umdichtung des Grimms Märchen "Hänsel und Gretel" in fehlerhaftem, sogenanntem "Kanakendeutsch".

Neben einer Analyse des Textes nach "Abweichungen von der Standardsprache" wurde den Schüler:innen mitunter aufgetragen: "Wähle ein Märchen, das Dir gut gefällt, und formuliere es ins Kanakische um."

Schüler:innen wenden sich an Anwalt

Einige Schüler:innen sollen sich durch den Text und die Aufgabenstellung ausgegrenzt gefühlt und an den Frankfurter Rechtsanwalt Fatih Zingal gewandt haben. "Immer wieder erreichen uns Schulaufgaben, die Vorurteile und Stereotypen bedienen", so Zingal.

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Der schon etwa 20 Jahre alte Text stamme aus einem Schulbuch und sei offiziell als Unterrichtsmaterial behandelt worden. Das mache die Verwendung zum Problem, auch wenn es sich ursprünglich um eine Parodie handele, sagt Zingal der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Schule distanziert sich von rassistischen Vorwürfen

Die Vorsitzende der Föderation Türkischer Elternvereine in Nordrhein-Westfalen, Aysun Aydemir, nennt den Text ein "No Go". Aydemir fordert Schulbuchverlage dazu auf, ihre Lehrbücher zu überprüfen, sowie Lehrer:innen ihre Materialien vor dem Einsatz im Unterricht unter die Lupe zu nehmen, um verletzende Passagen zu erkennen.

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Die Schullleitung äußerte sich mittlerweile n einer schriftlichen Stellungnahme zu dem Vorfall: "Wir stellen klar, dass sich die Schulgemeinde des Krupp-Gymnasiums eindeutig und entschieden gegen jede Form von Rassissimus stellt". Das Wort "Rassismus" hat sie in der Mitteilung nicht mal richtig geschrieben. 

Schulaufgabe zu Zwangsheirat

Bereits im Februar hatte eine andere "klischeehafte Schulaufgabe" an einem nordrhein-westfälischen Gymnasium für Fassungslosigkeit gesorgt. Die Aufgabenstellung soll gelautet haben: "Ein türkischer Familienvater in Deutschland verheiratet seine Tochter ohne deren Einverständnis mit dem Sohn seines Bruders, um diesem eine Aufenthaltserlaubnis für Deutschland und damit eine Existenz zu sichern. Besprich die Situation mit deiner/m Tischnachbarin/Tischnachbarn. Welche Konflikte seht ihr darin?"

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Viele Eltern seien fassungslos über die Aufgabenstellung, schrieb die Föderation Türkischer Elternvereine in einem offenen Brief an Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP). Schließlich trage derartiger Unterricht zur Verfestigung von Klischees bei. 

Quellen: t-online/dpa, Bild

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