Bei der Suche nach der entführten Bankiersfrau aus dem schwäbischen Heidenheim gibt es erste Erfolge: Das bislang verschwundene Auto von Maria Bögerl sei rund 20 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt entdeckt worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Samstag mit. Zudem hätte die Polizei das Handy der 54-Jährigen gefunden. Von der Frau selbst fehle allerdings weiterhin jede Spur.
Nach Angaben der Ermittler wurde der A-Klasse-Mercedes der Entführten am Freitagabend im Hof des Klosters Neresheim, rund 20 Kilometer von Heidenheim entfernt, von Besuchern erkannt und dann von der Polizei beschlagnahmt. Bereits am Freitagnachmittag fanden Suchtrupps Bögerls Mobiltelefon. Zu dem Auffindeort wollte sich Polizeisprecher Horst Baur aus ermittlungstaktischen Gründen nicht äußern. Das Auto wird den Angaben zufolge kriminaltechnisch untersucht.
Spektakuläre Entführungen
Die Entführung einer Bankiers-Gattin in Heidenheim in Baden-Württemberg erinnert an spektakuläre Fälle in jüngerer Zeit. Alle wurden aufgeklärt, die Täter hinter Gitter gebracht.
September 2002:
Ein Jura-Student lockt einen elfjährigen Frankfurter Bankierssohn in seine Frankfurter Wohnung. Als er das Kind längst erstickt hatte, kassiert er von der Familie eine Million Euro Lösegeld.
Juni 1998:
Sechs Männer halten einen 24 Jahre alten Studenten sieben Tage in einer Hamburger Hochhaus-Wohnung gefangen. Ein Bauunternehmer aus Emden zahlt umgerechnet 1,5 Millionen Euro für die Freilassung seines Sohnes.
Oktober 1996:
Vater und Sohn lauern einem Frankfurter Multimillionär vor dessen Bürogebäude auf und verstecken ihn in ihrer Garage. Bevor die Schwerkriminellen das Lösegeld von umgerechnet zwei Millionen Euro kassieren, erschlagen sie ihr Opfer. Bereits 1991 hatten beide in Köln einen siebenjährigen Neffen des Kaufmanns gekidnappt.
März 1996:
Eine vierköpfige Bande verschleppt den Hamburger Millionenerben Jan Philipp Reemtsma nach Garlstedt bei Bremen und legt ihn in Ketten. Nach 33 Tagen und der Zahlung von rund 15,3 Millionen Euro kommt Reemtsma frei. Der Drahtzieher der Bande wird zwei Jahre später in Argentinien gefasst.
Suche mit Wärmebildkamera
Die Suche nach Bögerl wurde derweil am Samstag mit einem Großaufgebot von etwa 400 Beamten und 50 Rettungshunden fortgesetzt, nachdem sie am Freitagabend bei Einbruch der Dunkelheit unterbrochen worden war. Die Ermittlungen konzentrierten sich auf das Benediktiner-Kloster, ein beliebtes lokales Ausflugsziel, und seine Umgebung sowie auf das Gelände nahe der Autobahn. Dort untersuchten Polizeitaucher ein großes Rücklaufbecken und weitere Gewässer. Auch drei Hubschrauber, darunter einer aus Hessen, waren im Einsatz.
Die Polizei rief die Bevölkerung dringend zu Hinweisen auch darüber auf, ob und wenn ja wo das nun gefundene Auto gesehen wurde. Ein Hubschrauber suchte mit einer Wärmebildkamera beidseits der Autobahn 7 zwischen den Anschlussstellen Heidenheim und Aalen-Oberkochen Wald- und Flurstücke ab. Selbst wenn die Entführte nicht mehr am Leben sein sollte, würde ihr Körper mit einer Wärmebildkamera erkannt werden können, erklärte ein Polizeisprecher. Aus der Bevölkerung sind rund 100 Hinweise bei der Polizei eingegangen, die alle geprüft werden.
300.000 Euro Lösegeld gefordert
Die Ehefrau des Vorstandschefs der Kreissparkasse Heidenheim und Mutter zweier Kinder war am Mittwoch aus ihrer Wohnung entführt worden. Auch ihr Auto war seitdem verschwunden gewesen. Bislang letztes Lebenszeichen ist ein Telefongespräch mit ihrem Ehemann. Der Entführer hatte Thomas Bögerl am Mittwoch gegen 11.20 Uhr angerufen und ein Lösegeld in Höhe von über 300.000 Euro gefordert. Er ließ auch die Entführte kurz etwas sagen. Maria Bögerl konnte ihrem Mann nur kurz mitteilen, dass der Täter sie mit dem Tod bedroht habe, wie die Polizei berichtete. Der Bankier deponierte wie vom Täter verlangt, Geld neben der A 7 zwischen den Anschlussstellen Heidenheim und Oberkochen, das jedoch nicht abgeholt wurde. Der Entführer hat sich seither nicht mehr gemeldet, weshalb sich die Familie entschloss, die Polizei einzuschalten.