Die deutsche Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Die Grünen) hat angekündigt, den Druck auf Polen zu intensivieren, um den Schutz der Oder zu verbessern und ein erneutes großflächiges Fischsterben zu verhindern. Lemke plant, diese Angelegenheit mit ihrer polnischen Amtskollegin Anna Moskwa am kommenden Mittwoch zu besprechen. Polen müsse etwas gegen die Salzeinleitungen unternehmen, erklärte Lemke am Dienstag im Inforadio des RBB."Wir haben alle große Sorge und diese werden wir der polnischen Seite in aller Klarheit übermitteln. Das wird morgen Hauptgesprächsgegenstand mit Frau Moskwa sein. Die Zusammenarbeit ist teilweise schwierig, sie ist teilweise zäh, weil es eben unterschiedliche Ansichten gibt."
Die Ministerin berät sich am Dienstag zusammen mit den Umweltministern aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auf einer deutsch-polnischen Konferenz in Schwedt über den Schutz des Ökosystems der Oder, die Folgen des Klimawandels und die Verschmutzung.
Steht ein erneutes Fischsterben bevor?
Lemke äußerte ihre Besorgnis über die aktuellen Messungen, die einen anhaltend hohen Salzgehalt in der Oder aufzeigen. "Und wir sehen ja, es wird wärmer, möglicherweise sinken auch die Wasserstände, so dass die Bedingungen erneut so wären, dass die Algen wachsen können" und es eine explosionsartige Vermehrung gebe. "Das ist wirklich etwas, das mich sehr, sehr besorgt macht."
Letzten Sommer kam es in der Oder, ein Grenzfluss, der durch drei Länder fließt, zu einem massiven Fischsterben. Experten aus Deutschland und Polen schlossen daraus, dass die giftige Wirkung der Algenblüte sehr wahrscheinlich die Ursache für den Tod der Fische war. Man vermutet, dass sich die Algen auch aufgrund der Salzeinleitung aus Polen besonders stark ausgebreitet haben.
Mit dem Ausbau der Oder sprach Lemke ein weiteres Problem an. Sie plädierte dafür, ein deutsch-polnisches Regierungsabkommen aus dem Jahr 2015 zu überprüfen, einschließlich der geplanten Bauarbeiten auf deutscher Seite. "Und in Polen haben wir die Situation, dass ja dort sogar das Gericht einen Ausbaustopp verhängt hat für den Moment, der aber von den polnischen Behörden ignoriert wird, und das ist natürlich etwas, was mich mit großer Sorge und auch Unverständnis erfüllt."