George W. Bush "Dieser Mann hat eine Mission"

Josef Stalin, Adolf Hitler und George W. Bush haben zumindest eine Gemeinsamkeit: Sie waren alle schon einmal "Person des Jahres" des "Time Magazin". Die US-Zeitschrift kürte Bush nun zum zweiten Mal mit dem Titel.

Selbst seine Gegner geben zu, dass US-Präsident George W. Bush berechenbar ist. Er tut, was er sagt. Auch deshalb kürte ihn das "Time"-Magazin zur "Person des Jahres", gewann er unerwartet deutlich die Wahl am 2. November. Und die Reden und Taten seit dem Wahlsieg sind eindeutig. Der Republikaner will mit einer teilweise neu besetzten, noch konservativeren Regierung seine zweite Amtszeit nutzen, um die Welt weiter zu verändern.

Offene Fragen für das Jahr 2005

Viele fürchten, dass Bush 2005 ein "aggressives konservatives Programm" (so die Zeitschrift "US News & World Report") umsetzen werde und neue kriegerische Konflikte anstehen. "2005 wird das Jahr der Entscheidung für die Welt, wie man mit der Atom-Aufrüstung Irans und Nordkoreas umgeht", schrieb Ex-Präsidentenberater Tony Blankley unter der Überschrift "2005: Jahr des Schreckens". Vor allem gegen Teheran sei Härte gefordert, da es weltweit Terrorgruppen unterstütze sowie "die Errungenschaften der westlichen Zivilisation beseitigen und Israel auslöschen will", so der frühere Ratgeber von Ex-Präsident Ronald Reagan.

Konservative selbst üben scharfe Kritik an Bush

Selbst unter Konservativen wachsen aber angesichts des blutigen Chaos im Irak Zweifel an den neokonservativen Visionen einer demokratisierten Welt. Der rechte Ex-Präsidentschaftskandidat Pat Buchanan klagte, dass Bush ausgerechnet jene fördere, die in der Irak-Politik falsche Analysen und Prognosen geliefert hätten. Damit meinte Buchanan insbesondere Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, an dem Bush sogar nach scharfer Kritik von Republikanern festhält. Vor allem aber der Wechsel im US-Außenministerium von Colin Powell zur bisherigen Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice ist das deutlichste Signal von Bush an die Welt, wohin die USA steuern. "Wenn es um grundsätzliche Fragen der Außenpolitik geht, braucht Bush nicht mehr Berater... sondern nur Übersetzer seines Denkens", schreibt der einflussreiche neokonservative Publizist Lawrence Kaplan. Bush glaube auch aus religiöser Überzeugung, dass nur die Verwirklichung "amerikanischer Macht und Ideale die Welt zu einem besseren Ort macht."

Bush betreibt seine "Mission" weiter

Zwar sehen westliche Diplomaten derzeit eine internationale "Charme-Offensive" des Weißen Hauses - allerdings gehe es wohl nur um einen neuen Versuch, widerspenstige Bündnispartner wie Frankreich oder Deutschland in die unveränderte US-Politik einzubinden. Denn Bush glaubt unbeirrt an seine "Mission". Mit der Verbreitung von Freiheit soll eine friedlichere Welt entstehen. Staaten, die Terrorismus unterstützen und nukleare Aufrüstung betreiben, müssen mit einer offensiven, notfalls kriegerischen US-Politik rechnen.

In Afghanistan und im Irak soll der Beweis erbracht werden, dass nach US-Interventionen in der islamischen Welt Demokratien etabliert werden können. "Dieser Mann hat eine Mission... und wenig Zeit. Wenn das den US-Demokraten und all jenen in der ganzen Welt, die verzweifelt einen Wahlsieg John Kerrys wünschten, Angst macht, dann mit Recht", schrieb der konservative Publizist Charles Krauthammer.

Verbreitung westlicher Werte

Ohne Zweifel wird im Weißen Haus derzeit viel über Strategien diskutiert. Jüngst sprach dort Israels Jerusalem-Minister Nathan Scharanski über sein jüngstes Buch mit Bush und Rice. Auch er vertritt die These, dass die Verbreitung von Freiheit die beste Waffe gegen Tyrannei und Terror sei, dass allen Menschen die Sehnsucht nach Freiheit gemein sei - und dass die USA eine besondere Verantwortung für die Verbreitung dieser Werte spielen müssten. Aber Scharanski machte auch darauf aufmerksam, dass der Nahe und Mittlere Osten ein "Meer der Tyrannei" sei. In der arabischen Welt habe es noch nie eine Demokratie gegeben. Skepsis über die Erfolgsaussichten des westlichen Modells seien deshalb verständlich.

Nach übereinstimmender Ansicht konservativer US-Kommentatoren lässt Bush aber keine Zweifel aufkommen. Wenn er Recht habe, werde er die Welt positiv verändern wie kein anderer zuvor, aber wenn er falsch liegen sollte, drohe ein "Armageddon" - eine Entscheidungsschlacht um die Welt, schrieb nachdenklich eine rechte Publizistin.

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Laszlo Trankovits/DPA

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