"Die Cosa Nostra vergisst nicht", sagte Giovanni Falcone 1992 in einem Interview, "die Mafia ist ein Panther; wendig, brutal und hat das Gedächtnis eines Elefanten." Wenige Tage später war er tot, ermordet von der Cosa Nostra. Der Richter war ein berüchtigter Mafia-Jäger, der sich vehement gegen die Ausbreitung der organsierten Kriminalität einsetzte und mit seinen Kollegen die Grundsteine im Kampf gegen die gefürchtete Organisation legte. Eine Arbeit, die Falcone mit dem Leben bezahlte. Heute vor 30 Jahren verübte die sizilianische Cosa Nostra nahe dem Ort Capaci ein Bombenattentat auf ihn. Der Mord sollte zum Wendepunkt in Italiens Kampf gegen die Mafia werden.
Falcone war nicht der einzige Richter, welcher der Cosa Nostra ein Dorn im Augen war. Nur wenige Wochen nach dem Attentat auf Falcone, verübte die sizilianische Mafia einen weiteren Anschlag auf einen Richter. Das Opfer: Paolo Borsellino – ein Freund Falcones aus Kindheitstagen. Auch er kämpfte gegen die Machenschaften der Cosa Nostra, auch er wurde mit einer Autobombe getötet.
Italienische Mafia noch heute aktiv
Die Anschlagserie riss Italien aus dem Schlaf der Gleichgültigkeit gegenüber dem organisierten Verbrechen. Die Justiz ermittelte später die Drahtzieher, Zeugen packten aus und brachen die Omertà, das Gesetz des Schweigens innerhalb der Mafia gegenüber den Behörden. Viele landeten danach hinter Gittern. So auch der mächtige Mafia-Boss Salvatore "Toto" Riina, der "Boss der Bosse", aus dem kleinen Ort Corleone, dessen Name vielen aus dem Film "Der Pate" ein Begriff ist.
Wer die Mafia jagt, schwebt ständig in Lebensgefahr – damals wie heute. Jüngst wurde bekannt, dass in Kalabrien ein Anschlag auf den Staatsanwalt Nicola Gratteri verübt werden sollte. Jahrestage wie jener der "Strage di Capaci", des Blutbads von Capaci, sind manchmal besondere Anlässe für die Mafia, um zu zeigen, dass es sie noch gibt.
Der 23. Mai ist für Italien ein wichtiger Tag des Gedenkens und des Mahnens. Staatspräsident Sergio Mattarella, gebürtig aus Palermo, wird sich anlässlich des Anschlags äußern. Für ihn hat der Jahrestag eine persönliche Bedeutung: Sein Bruder Piersanti wurde 1980 als Regionspräsident von Sizilien von der Mafia ermordet.