Giraffenjunge Marius Online-Petition fordert Schließung des dänischen Zoos

Nach der Tötung des Giraffenjungen Marius formiert sich im Netz Protest: Mehr als 60.000 Menschen fordern die Schließung des Zoos. Marius war erschossen worden, weil im Gehege zu wenig Platz war.

Spätestens seit Markus Lanz sind Online-Petitionen - ganz unabhängig von ihrer Erfolgsaussicht - im Netz zu einem gängigen Mittel geworden, kollektiver Empörung Ausdruck zu verleihen. Und die ist groß, seit der Direktor eines Kopenhagener Zoos das Giraffenjunge Marius töten lassen hat. Marius war am Sonntag betäubt und erschossen worden, weil laut Zoo kein Platz mehr für ihn war. Die Gefahr der Inzucht sei zu groß gewesen. Nun fordert eine Online-Petition die Schließung des Zoos. Mehr als 60.000 Menschen haben bereits unterschrieben, eine Facebook-Gruppe zum selben Thema hatte am Dienstag mehr als 22.800 Mitglieder.

Die Tötung und Obduktion des Tieres vor Kinderaugen hatte international Proteste nach sich gezogen, die Reste des Giraffenjungen hatte der Zoo auch noch vor Zuschauern an Löwen verfüttert. Die Reaktionen im Ausland waren heftig, in Dänemark hält sich die Aufregung dagegen in Grenzen. Etliche Facebook-Nutzer teilten am Dienstag ein Interview des britischen Senders TV4 mit dem Kopenhagener Zoodirektor Bengt Holst, in dem dieser die Fragen eines aufgeregten Moderators ruhig und sachlich kontert.

"Tiere und Natur entdisneyfizieren"

"Es ist nicht grausam, es ist natürlich", verteidigt Holst etwa die Verfütterung der Giraffe an Löwen. Raubtiere lebten von Fleisch - und das komme nun mal von anderen Tieren. "Wenn wir die Löwe nicht mit einer Giraffe gefüttert hätten, hätten wir das mit einer Kuh getan. Ist das etwas anderes?"

In Dänemark sind öffentliche Obduktionen von Tieren nicht ungewöhnlich: Im Naturhistorischen Museum in Aarhus etwa können Kinder regelmäßig dabei zusehen. Auf dem Winterferien-Programm, das nach Museumsangaben jedes Jahr bis zu 8000 Menschen anzieht, stehen in dieser Woche etwa die Obduktion einer Antilope, eines Waschbärs und eines Wolfs. "Das ist immer ein Publikumshit", sagte Lars Bøgh vom Museum der Zeitung "Politiken".

Im Gegensatz zum Zoo gebe das Museum den Tieren aber keine Namen. Daher mache viel von der Dramatik im Fall Marius aus, so Bøgh. "Die Namensgebung romantisiert und provoziert solche Situationen, in denen man vergisst, dass die Natur die Natur ist, eine Robbe eine Robbe und ein Wal ein Wal. Wir wollen Tiere und Natur ent-disneyfizieren."

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