Das Zugunglück hat Griechenland in einen tiefen Schock versetzt. Mit bislang mindestens 46 Toten und Dutzenden Verletzten ist es das schwerste Zugunglück in der Geschichte des Landes. Der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis ordnete eine dreitägige Staatstrauer an, die Fahnen im Land wehen auf Halbmast. Indes ziehen die griechischen Medien das staatliche Eisenbahnunternehmen zur Verantwortung.
"Kathimerini": "Nie funktionierte in Griechenland ein nationales Sicherheitssystem für den Schienenverkehr. Das elektronische Signalsystem wie jenes in anderen Ländern wurde zwar installiert, funktionierte aber aufgrund von Schäden und Sabotage nicht, während das 2014 begonnene Sanierungs- und Aufrüstungsprojekt noch nicht abgeschlossen ist – mit bereits sieben Verlängerungen. Mit derartigen Systemen hätte der tragische Unfall vermieden werden können."
"Ethnos": "Die Eisenbahngemeinde lebte jahrelang in Angst vor einem Unfall, den ein Zugführer oder Bahnhofsvorsteher mit seiner Erfahrung nicht verhindern konnte. Es handelte sich in der Tat um die Chronik eines fast schon vorhersehbaren Unfalls, von dem kein Beteiligter der Eisenbahn behaupten kann, es sei ihm nicht bewusst gewesen."
"Efimerida ton Syntakton": "Alle Anzeichen für die völlige Entgleisung der griechischen Eisenbahn in den vergangenen Jahren waren für diejenigen, die ihre Augen nicht vor den besorgten Rufen der Arbeiter und den journalistischen Enthüllungen verschlossen haben, vorhanden. Dennoch wurden sie sowohl von der politischen Führung als auch von den meisten Medien ignoriert."
"Ta Nea" titelt: "Die 'Blackbox' der Tragödie – was war schuld..."
"Naftemporiki": "Nur drei Wochen vor der Tragödie in Tempi schlugen die Mitarbeiter des Eisenbahnunternehmens Alarm: 'Solange keine Maßnahmen zum Schutz der Arbeitsplätze und zum sicheren Betrieb und Verkehr der Züge ergriffen werden, werden die Unfälle kein Ende haben'."
"I Avgi": "Hinter dem menschlichen Versagen und dem Rücktritt von [Verkehrsminister Kostas] Karamanlis versucht die Regierung Mitsotakis mit allen Mitteln, den tragischen Unfall der Zugkollision in Tempi, bei dem Dutzende von Menschen ums Leben kamen, zu vertuschen."
Zugunglück in Griechenland: "Heute schreien die Mütter"
"Protothema" zitiert die Tante eines schwerverletzten 20-Jährigen, der nach dem Zugunglück auf der Intensivstation behandelt wird: "Seid heute ruhig, alle Politiker! Heute schreien die Mütter."
"To Vima": "Die Männer der Feuerwehr setzen ihren Einsatz an den Trümmern der beiden Züge fort und hoffen, dass sie – mit dem Fortschritt zum dritten Waggon – vielleicht noch Überlebende finden."