"Bitte nicht nachmachen!" - der Hinweis im neuen Guinness Buch der Rekorde scheint etwas überflüssig. Wer käme wohl schon auf die Idee, es dem "Snakeman" gleichzutun? Der US-Amerikaner hielt acht Klapperschlangen 12,5 Sekunden lang ohne Hilfe im Mund. Auch der Rekord eines Landsmannes ist wenig reizvoll, behielt er doch 109 Honigbienen für zehn Sekunden im Mund. Für angenehmere Ideen werden indessen ausdrücklich Nachahmer gesucht, etwa 170 Smarties in drei Minuten mit Stäbchen zu verspeisen, 15 Löffel gleichzeitig auf dem Gesicht zu balancieren oder sich 258 Strohhalme auf einmal in den Mund zu stopfen. Zu den rekordfreudigen Völkchen gehören auch die Deutschen - sie stehen immerhin auf Platz vier der weltweiten Anmeldungen.
"Das Interesse an Rekorden ist ungebrochen", berichtet der Hamburger Olaf Kuchenbecker von der Redaktion Guinness World Records. 65.000 Anmeldungen seien für die am Samstag erscheinende Ausgabe 2007 bearbeitet worden. "Zum einen treibt natürlich das Bedürfnis, sich selbst darzustellen, die Bewerber an - man bekommt seine fünf Minuten Ruhm", sagt Kuchenbecker. "Zum anderen kann sich durch verschiedene Kategorien jeder Interessent etwas aussuchen, worin er sich für den Besten hält." In Deutschland hätten selbst die 2002 eingeführten Veränderungen, nach denen jeder Rekord in London und in englischer Sprache angemeldet werden muss, nicht zu einem Rückgang geführt.
Grenzwertige Einsendungen
So steht in der deutschsprachigen Ausgabe ein Rekord aus dem Belantis Vergnügungspark in Leipzig, bei dem sich 200 Erwachsene gemeinsam in einen Linienbus gequetscht haben. Oder der größte Erste- Hilfe-Kurs mit 408 Teilnehmern vom Bayerischen Roten Kreuz in einem Fußballstadion. Eine neue Höchstleistung stellte der Deutsche Sebastian Heller auf, der einen Fußball 18,18 Sekunden lang auf seiner Stirn kreisen ließ. "Dabei gibt es in der Tat nicht so viele Rekorde, die anerkannt werden. Diesmal wurden 2244 neue Rekorde bestätigt", berichtet Kuchenbecker. "Ablehnungsgründe sind häufig das Nichteinhalten der Regeln, die unter anderem besagen, dass die Leistungen mess- und vergleichbar sein müssen."
Mit Argusaugen achten die Prüfer, die die meisten Anmeldungen aus den USA, Großbritannien und Japan erhalten, auf mögliche Gefahren für die Gesundheit. "Denn in einigen Bereichen geht es natürlich ins Grenzwertige hinein, zum Beispiel bei Ausdauerrekorden", erklärt der Hamburger. "Auch Dauerrekorde im Computerspielen werden nicht anerkannt. Um dies in vernünftige Bahnen zu lenken, geht es uns eher um die Geschicklichkeit." Gleiches gelte für Bereiche wie etwa Essen und Trinken. Und selbst, wenn alle Formalien stimmen, kann die "zu geringe Leistung" den Traum vom Eintrag ins bekannteste Rekordbuch zerstören.
Die älteste Braut und die Küchenschaben
Die kuriose Vielfalt, die den Eingang ins Buch geschafft hat, reicht von der größten Spucktütensammlung (5006 von etwa 1000 verschiedenen Fluggesellschaften) über den schnellsten Pizzaesser (in 2,58 Minuten eine 30,5 Zentimeter große Pizza) bis hin zum Verspeisen von 15 Chilischoten. Den Durst danach hätte wohl selbst das stärkste Bier mit einem Alkoholgehalt von 25 Prozent aus einer US-Brauerei oder ein Cocktail aus einer Bar im bulgarischen Varna, die mit 1227 Mixgetränken das größte Angebot hat, nur schwer löschen können. Neben der ältesten Braut (102 Jahre) und der längsten Werbung für eine Marke (Thomas Gottschalk für Haribo) zeigt das Buch auch, was alles in nur einer Minute machbar ist: 56 Bierflaschen mit den Zähnen öffnen, 42 BHs mit nur einer Hand aufmachen oder 36 Küchenschaben essen.