Mehrere Chatpartner des Kannibalen von Rotenburg müssen mit Strafverfahren rechnen. Das sagte eine Beamtin des hessischen Landeskriminalamts (LKA) am Montag vor dem Landgericht Kassel im Mordprozess gegen den 42-jährigen Computertechniker Armin Meiwes. Nach Auswertung des E-Mail-Verkehrs von Meiwes würden gegen mehrere andere Internetnutzer Strafverfahren angestrengt, sagte die Kriminalbeamtin.
Ein Verfahren verfolge die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main. Dabei werde gegen eine Person, die mit dem Kannibalen Kontakt hatte, wegen Verabredung zu einem Verbrechen ermittelt. Der Frankfurter Oberstaatsanwalt Rainer Schilling sagte auf Anfrage, er könne dazu noch keine Angaben machen.
Rund 2.000 Datenträger sichergestellt
Insgesamt vier LKA-Beamte berichteten vor Gericht über die Auswertung der bei Meiwes sichergestellten rund 2.000 Datenträger. Danach fand man in dessen altem Fachwerkhaus in Rotenburg 3.842 Bilddateien mit tausenden Fotos, die Folter und Gewalt sowie homosexuelle Pornografie darstellen. Rund 50 Bilder zeigten den Angeklagten beim Zerteilen seines Opfers.
Der 42-jährige Computertechniker hat gestanden, am 10. März 2001 den Berliner Diplom-Ingenieur Bernd Jürgen B. auf dessen Wunsch getötet und von dessen Fleisch gegessen zu haben.
Die Kriminalbeamten sagten aus, dass Meiwes in Kontaktanzeigen im Internet unter dem Pseudonym "Franky" und "Anthrophagus", dem griechischen Wort für Menschenfresser, aufgetreten sei und jemanden zum Töten und Schlachten gesucht hatte. Bernd Jürgen B. hatte seinerseits per Internet-Anzeige jemanden gesucht, der ihn "schlachten" sollte.
Urteil Ende Januar erwartet
Am kommenden Freitag sollen der Vater des Angeklagten sowie einer seiner Brüder als Zeugen gehört werden. Das Urteil in dem Mordprozess wird frühestens Ende Januar erwartet.