Razzia in Sachsen Teenager soll Bio-Kampfstoffe auf Eltern-Dachboden hergestellt haben

Sachsen, Zeithain: Einsatzkräfte von Polizei und Rettungsdienst stehen am Einsatzort
Die Polizei hat am Donnerstagmorgen eine Razzia in Zeithain, Sachsen, durchgeführt
© Daniel Wagner / DPA
In Zeithain in Sachsen steht ein 16-Jähriger unter Verdacht, ein eigenes Labor für die Herstellung von Gift betrieben zu haben. Das LKA durchsucht die Wohnung.

Ein Labor im Dachgeschoss seiner Eltern soll ein 16-Jähriger aus dem sächsischen Zeithain genutzt haben, um tödliches Gift herzustellen. Die Wohnung, in der der Jugendliche lebt, wurde am Morgen durchsucht, wie das Landeskriminalamt Sachsen mitteilte. Gegen den 16-Jährigen werde wegen des Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz ermittelt. 

Der Jugendliche soll in einem eigens dafür eingerichteten Labor im Dachgeschoss seines Elternhauses mehrere Ampullen eines Gemisches aus Aconitin und Rizin hergestellt und aufbewahrt haben. Rizin ist eine biologische Waffe im Sinne des Kriegswaffenkontrollgesetzes. 

In unmittelbarer Nähe des Einsatzortes befinden sich eine Kindertagesstätte und eine Grundschule. "Die beiden Einrichtungen wurden informiert aber nicht evakuiert. Es besteht keine Gefahr für die Bevölkerung", betonte LKA-Sprecher Kay Anders.

 

Zeithain in Sachsen: Gelände ist großräumig abgesperrt

Experten des Robert Koch-Instituts sind als Unterstützung vor Ort, bestätigte ein LKA-Sprecher. Derzeit werde von der Feuerwehr eine sogenannte Dekontaminationsstrecke aufgebaut, erläuterte Kay Anders vom LKA auf Anfrage. "Dann sollen Experten des LKA unter Vollschutz als erste das Labor betreten und untersuchen." Erst dann könnten weitere Detail genannt werden. Die Hintergründe und auch Motive des Jugendlichen sind derzeit noch nicht bekannt. 

Ziel der polizeilichen Maßnahme sei es, sämtliche giftige Substanzen und sonstige Beweismittel sicherzustellen, hieß es weiter. Das Gelände ist derzeit großräumig – inklusive sämtlicher Zufahrtsstraßen – abgesperrt.

Ein Haftbefehl wurde nach Angaben der Staatsanwaltschaft nicht beantragt. Der Beschuldigte sei nicht vorbestraft. Der Jugendliche war allerdings bereits vor einigen Monaten im Visier der Ermittler. "Es hatte bei dem Verdächtigen bereits im Dezember vergangenen Jahres eine Durchsuchung gegeben. Dabei waren geringe Mengen der Giftstoffe entdeckt worden", sagte Kay Anders vom Landeskriminalamt Sachsen der Nachrichtenagentur DPA auf Anfrage.

Damals habe es durch Händler Hinweise gegeben, die verpflichtet sind bei sensiblen Verkäufen wie Schutzausrüstung und Labortechnik, die Behörden zu informieren. "Offenbar hat der Jugendliche nicht aufgehört und hat sich erneut Samen der Pflanzen besorgt", erläuterte Anders.

Gift Rizin: Bereits niedrige Konzentrationen können tödlich sein

Das extrem giftige Pflanzengift Rizin kann bereits in sehr niedrigen Konzentrationen tödlich wirken. Gewonnen wird es nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vor allem aus den Samen des Rizinusbaums (Ricinus communis) – nach Auspressen des Öls aus dem Rückstand der Samen. 

Das Alkaloid Aconitin ist nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) im Blauen Eisenhut enthalten. "Sämtliche Teile der Pflanze enthalten Aconitin, das giftiger ist als das aus Krimis wohlbekannte Strychnin", schreibt das BfR. Für erwachsene Menschen seien bereits etwa zwei bis sechs Milligramm – also Tausendstel Gramm – reines Aconitin tödlich.

Hinweis: Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert.

DPA
yks

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