Bereits im September 2008 soll es einem Bericht zufolge Warnungen wegen unsicherer Statik-Berechnungen beim benachbarten U-Bahn-Bauprojekt gegeben haben. Dadurch könnten "unter Umständen auch Menschenleben gefährdet" werden, zitierte die "Süddeutsche Zeitung" aus einem Gutachten des Aachener Hochschul-Instituts für Geotechnik im Bauwesen. Die Stadt Köln und die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) waren nicht zu Stellungnahmen bereit.
Der Kölner Baudezernent Bernd Streitberger sagte unterdessen, die Studie sei der Stadt nicht bekannt. "Wir haben sie auch nicht in Auftrag gegeben." Man bemühe sich nun aber, sie zu bekommen. "So etwas muss uns natürlich interessieren", sagte Streitberger.
Wegen der besonderen Randbedingungen beim Kölner U-Bahn-Bau - geschichteter Baugrund und hohe Differenzen beim Wasserdruck - hätten sich nach Auffassung der Gutachter die üblichen Berechnungsverfahren für Schlitzwand-Baugruben als unsicher erwiesen, hieß es. Die Experten seien zu dem Ergebnis gelangt, dass die Schlitzwände an den U-Bahn-Haltestellen vier Meter tiefer in der Erdschicht verankert sein müssten als in der Ausschreibung vorgesehen. Der Vorstand der KVB habe die Anfrage der Zeitung nicht beantwortet, ob die Empfehlung umgesetzt wurde. Die KVB seien in ihrer Ausschreibung davon ausgegangen, dass bei den über 30 Meter hohen Schlitzbauwänden eine Mindestbindetiefe von zwei Metern in die tertiäre Bodenschicht ausreichend gewesen wäre.
Die Aachener Wissenschaftler hätten aber Einbindetiefen von "sechs Metern im Tertiär" zur Absicherung gegen einen hydraulischen Grundeinbruch ermittelt. Durch zu geringe Einbindetiefen könnten "Situationen entstehen, welche nicht nur wirtschaftlichen Schaden mit sich bringen, sondern unter Umständen auch Menschenleben gefährden".
Bei einer Gedenkstunde für die beiden Opfer des Kölner Archiveinsturzes hatte Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) am Dienstag volle Aufklärung der Unglücksursache versprochen. "Alle beantwortbaren Fragen werden beantwortet werden müssen", sagte Schramma, der auch selbst in der Kritik steht.