Mainzer Uniklinikum Frühchen stirbt - vier weitere Babys sind stabil

Obwohl die Ärzte mit seinem Tod gerechnet hatten, soll ein in der Mainzer Uniklinik verstorbenes Frühchen obduziert werden. Wie zwei zuvor verstorbene Säuglinge hatte es eine mit Darmbakterien verunreinigte Infusion erhalten.

In der Mainzer Uniklinik ist ein weiterer Säugling gestorben, der zuvor eine verunreinigte Infusion erhalten hatte. Das in der 24. Schwangerschaftswoche geborene Frühchen starb am Montagabend, wie die Klinikleitung am Dienstag mitteilte. Damit sind drei der elf Kinder gestorben, die eine mit Darmbakterien verunreinigte Infusion erhalten hatten. Bei den anderen vier Kindern mit zunächst kritischem Zustand stabilisierte sich die Lage, so dass nicht mit weiteren Todesfällen zu rechnen sei. Zudem wurde der zweite Keim identifiziert.

Wie Klinikchef Norbert Pfeiffer sagte, handelte es sich bei dem jetzt gestorbenen Säugling um ein sehr kleines Frühgeborenes mit sehr niedrigem Geburtsgewicht, das durch seine körperliche Unreife extrem gefährdet war. Laut dem Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin, Fred Zepp, war die organische Unreife das "wesentliche Element, das die Probleme erzeugt hat". Das Immunsystem des Kindes sei noch nicht vollständig ausgebildet gewesen. Normalerweise dauert eine Schwangerschaft 40 Wochen.

Der tote Säugling wurde für weitere Untersuchungen zur genauen Todesursache in die Frankfurter Gerichtsmedizin gebracht. Laut Staatsanwaltschaft und Polizei Mainz ist frühestens in einigen Wochen mit einem endgültigen Obduktionsergebnis zu warten. Mit dem Ergebnis der mikrobiologischen Untersuchungen des Schlauchsystems sei nicht vor Donnerstagnachmittag zu rechnen. Aus technischen Gründen habe die Untersuchung an die Uniklinik Bonn vergeben werden müssen. Die Spezifizierung der Keime werde mindestens 48 Stunden dauern.

"Auch zum jetzigen Zeitpunkt wissen wir nicht, wie die Todesursache lautet", sagte Klinikchef Pfeiffer. Auch der Weg der Verkeimung sei weiter unklar: "Es ist immer noch die gesamte Kette vom Bezug der Infusionslösung über die Mischung im Verdacht." Klarheit gebe es aber beim zweiten Keim, der inzwischen identifiziert sei. Es handele sich um Escherichia hermannii, einen normalerweise harmlosen Keim, den jeder im Darm trage. "Aber wenn er an die falsche Stelle im Körper gerät, dann kann er krank machen." Bei dem anderen Keim handelt es sich um Enterobacter cloacae.

"Große Trauer und Betroffenheit"

"Dieser weitere Todesfall löst bei allen Beteiligten große Trauer und Betroffenheit aus. In Gedanken sind wir bei den Eltern und Angehörigen des Kindes", sagte Pfeiffer. Auch für die Mitarbeiter der Klinik sei dies eine schwere Zeit. Es sei "furchtbar, wenn überhaupt Patienten versterben, wenn es kleine Kinder sind, ist es noch schlimmer". Wenn die Vermutung im Raum stehe, dass die Klinik zur Verschlechterung des Zustands beigetragen habe, sei das schwer auszuhalten.

Bei den anderen vier Kindern, die ebenfalls nach Erhalt verunreinigter Infusionen Entzündungs- und Infektionszeichen gehabt hätten, habe sich der Zustand stabilisiert, sagte Pfeiffer. Sie seien weiter sehr krank, aber aus jetziger Sicht sei nicht damit zu rechnen, dass es bei ihnen wegen der Keime zu weiteren Todesfällen kommen werde.

Ein Sprecher von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler sagte, das Ministerium nehme die Vorfälle sehr ernst. "Der Minister ist tief betroffen, dass ausgerechnet Präparate, die eigentlich dazu da sind, Menschen zu helfen, Leiden zu lindern und sie gesund zu machen, wahrscheinlich zu den tragischen Fällen geführt haben. Als Familienvater gilt sein volles Mitgefühl den betroffenen Angehörigen." Da die Krankenhaushygiene Sache der Bundesländer sei, wolle das Ministerium bei der nächsten Gesundheitsministerkonferenz zusätzliche Regelungen erörtern.

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