Zwei Babys sind nach der Versorgung mit verschmutzten Infusionen auf der Intensivstation der Universitätsklinik Mainz gestorben. Zwei weitere Kinder, die auch die mit Darmbakterien verschmutzte Flüssignahrung bekommen hatten, schwebten am Sonntagabend in Lebensgefahr. "Dort befürchten wir Schlimmes", sagte der Oberarzt der Kinderintensivstation Ralf-Gunter Huth in Mainz. Der Zustand von drei weiteren Kindern sei ebenfalls "noch kritisch". Die Nacht zu Montag haben alle Kinder überlebt, nähere Angaben zu ihrem aktuellen Zustand gibt es bislang nicht.
Insgesamt waren elf kleine Patienten mit der verschmutzten Nährlösung versorgt worden. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln nun wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung.
"Wir sind schockiert über die aktuellen Ereignisse", sagte der Vorstandsvorsitzende der Universitätsmedizin Mainz, Professor Norbert Pfeiffer. "Mit Hochdruck" werde nach der Ursache für die tragischen Todesfälle gesucht. Wichtigstes Ziel sei aber nun vor allem, "dass wir alle anderen betroffenen Kinder über den Berg bringen". Die Staatsanwaltschaft Mainz leitete ein Todesermittlungsverfahren ein. Dabei müsse geklärt werden, an welcher Stelle die Infusion verschmutzt wurde, teilte die Behörde mit.
Babys hatten einen Herzfehler
Die beiden Säuglinge, die am Samstag in der renommierten Klinik starben, litten an einem Herzfehler. Ein Säugling war acht Monate alt, der zweite - eine Frühgeburt - zwei Monate. Alle betroffenen Kinder - zehn Babys und ein fünfjähriges Kind - seien auf der Intensivstation mit schweren Erkrankungen behandelt worden, hieß es.
"Ich bin tief erschüttert, wir sind alle sehr mitgenommen und bestürzt und bangen jetzt mit den Eltern und Verwandten", sagte Pfeiffer. Am Montagmorgen werde der Krisenstab der Klinik erneut zusammentreffen. Er rechne damit, dass im Laufe des Tages nähere Erkenntnisse über das Bakterium in der Nährlösung vorliegen.
Es sei wahrscheinlich, dass die Infusionslösungen bei der Herstellung in der Uniklinik mit Enterobacter-Bakterien verunreinigt wurden, teilte die Klinikleitung mit. Eine von 14 Untergruppen sei in zwei Blutproben nachgewiesen worden. Zudem sei eine zweite Untergruppe entdeckt worden, die aber noch nicht identifiziert wurde, sagte Pfeiffer. Es werde 24 bis 48 Stunden dauern, bis die Untergruppe genauer eingegrenzt werden könne.
"Verkeimung" bei Routine-Überprüfung festgestellt
Die Flüssignahrung wird aus neun Komponenten externer Hersteller in der Apotheke der Universitätsmedizin für jeden Patienten individuell hergestellt. Mit Handschuhen und in einem sterilen Raum werde die Lösung in kleine Infusionsbeutel gefüllt und immer abends für 24 Stunden angebracht. Bei der täglichen Überprüfung der Infusionen sei eine "Verkeimung" festgestellt worden. Sofort sei die Nutzung der Herstellungssysteme und Lösungen gestoppt worden. Alle Infusionen seien durch Präparate anderer Hersteller ersetzt worden.
Die rheinland-pfälzische Wissenschaftsministerin Doris Ahnen (SPD) zeigte sich nach dem Tod der Säuglinge bestürzt. Die genauen Umstände "dieser tragischen Ereignisse" müssten lückenlos aufgeklärt werden, sagte Ahnen, die Aufsichtsratsvorsitzende der Universitätsmedizin Mainz ist.
Das Polizeipräsidium Mainz bildete eine Sonderkommission. Die toten Säuglinge sollten noch am Sonntag in der Gerichtsmedizin Frankfurt obduziert werden, teilte die Polizei mit. Zudem wurde eine mikrobiologische Untersuchung in Auftrag gegeben, um die Todesursache zu klären.