Uniklinik Mainz Der Tod aus dem Tropf: Säuglinge sterben an verseuchter Infusion

Nach der Verabreichung einer durch Darmbakterien verunreinigten Infusionslösung sind zwei Säuglinge in der Universitätsklinik von Mainz gestorben. Neun weitere Kinder wurden mit derselben Infusion versorgt.

Die Ärzte auf der Intensivstation der Universitätsklinik Mainz kümmern sich weiter um neun Säuglinge, die am Wochenende verschmutzte Infusionen erhalten hatten. Alle Kinder hätten die Nacht überlebt, sagte eine Sprecherin der Universitätsmedizin am Montagmorgen. Zwei der Säuglinge hatten am Sonntagabend in Lebensgefahr geschwebt, bei drei weiteren bezeichneten die Ärzte den Zustand als kritisch.

Nähere Angaben zum aktuellen Zustand der Kinder machte die Sprecherin am Montag nicht. Auch lägen noch keine weiteren Laboranalysen vor. Am Samstag waren zwei Säuglinge, die die mit Darmbakterien verschmutzte Flüssignahrung bekommen hatten, auf der Intensivstation der Uniklinik gestorben.

Bei den betroffenen Infusionen handele es sich um Ernährungslösungen, die aus verschiedenen Komponenten externer Hersteller in der Apotheke der Universitätsmedizin Mainz für jeden Patienten individuell hergestellt wurden. Bei der täglichen Überprüfung sei die Verkeimung festgestellt worden. Die Nutzung der Herstellungssysteme und Lösungen sei sofort gestoppt, alle Infusionen bei den betroffenen Patienten durch Präparate anderer Hersteller ausgetauscht worden.

Das Polizeipräsidium Mainz bildete eine Sonderkommission. Die beiden toten Säuglinge sollten noch am Abend von Sachverständigen der Gerichtsmedizin Frankfurt untersucht werden. Das Institut wurde auch mit den ergänzenden mikrobiologischen Untersuchungen beauftragt. Die Staatsanwaltschaft will nach eigenen Angaben im Zuge ihrer strafrechtlichen Ermittlungen klären, "an welcher Stelle die Kontamination der Nährlösung erfolgt ist".

"Wir sind schockiert über die aktuellen Ereignisse", erklärte Klinik-Vorstandschef Norbert Pfeiffer. "Unser tiefes Mitgefühl gilt den Eltern und Angehörigen der verstorbenen Kinder." Die Universitätsmedizin Mainz habe die zuständigen Behörden "unverzüglich informiert und eingebunden", erklärte Pfeiffer. "Die Suche nach der genauen Ursache innerhalb der gesamten Herstellungskette wird mit Hochdruck vorangetrieben."

Alle betroffenen Patienten wurden laut der Erklärung vorsorglich medizinisch behandelt. Auch ihr Gesundheitszustand hatte sich nach der Infusion verschlechtert. Aus Sicherheitsgründen wurden vier weitere Kinder, die anderweitig portionierte Medikamente erhalten hatten, untersucht und vorbeugend behandelt. Diese Patienten wiesen jedoch keine Auffälligkeiten auf.

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