Die für die Sicherheitskontrollen am Münchner Flughafen zuständige Bezirksregierung Oberbayern hat zwei schwere Fehler eingeräumt. Eine erfahrene Kontrolleurin habe am Mittwoch einen etwa 50-jährigen Mann in den Abflugbereich gehen lassen, obwohl eine Sprengstofftest noch gelaufen sei, erklärte sie am Donnerstag auf einer Pressekonferenz. Außerdem hätten die Gepäckkontrolleure die Bundespolizei zu spät informiert. Solch ein Fehler "darf nie passieren", sagte Regierungspräsident Christoph Hillenbrand. Ob der spurlos verschwundene Passagier Sprengstoff mitführte, sei ungeklärt.
Es handle sich um einen etwa 50 Jahre alten, nicht Deutsch sprechenden Mann, der sich kurz vorher noch nach einem Flugsteig erkundigt habe. Nach der Personenkontrolle habe er Sakko und Mantel wieder angezogen, habe seinen Laptop vom Laufband genommen und sei um 14.38 Uhr "in aller Gemütsruhe davonspaziert", sagte Hillenbrand.
Ein Mitarbeiter der Röntgenkontrolle habe eine Kollegin aber gebeten, den Laptop vorsichtshalber einer Sprengstoffkontrolle zu unterziehen. Während ein dritter Kollege eine Wischprobe in einem Laborgerät untersuchte, habe die zuständige Mitarbeiterin den Passagier und den Laptop aus den Augen gelassen und sich statt dessen schon einem anderen Fluggast zugewandt. Das sei ein klarer Verstoß gegen die Dienstanweisung, der sich nie wiederholen dürfe, sagte Hillenbrand.
Zu Recht habe die Mitarbeiterin eine Minute später versucht, dem Passagier nachzueilen, aber er sei schon in der Menge verschwunden gewesen. Der Sicherungsbeamte der Bundespolizei an der Schleuse sei aber fälschlich nicht sofort, sondern erst Minuten später um 14.49 Uhr von anderen Kontrolleuren informiert worden. In einer solchen "Alarmsituation" hätte die Bundespolizei sofort alarmiert werden müssen, sagte Hillenbrand. Um 15.10 Uhr habe die Bundespolizei die Sperrung und Räumung des gesamten betroffenen Abflugbereichs angeordnet und weitere Abflüge gestoppt.
Ein Sprengstoff-Testgerät habe angezeigt, dass der Laptop Stoffe enthielt, die in Sprengstoff, aber auch in Parfüm oder Öl enthalten sei. Dieser Test sei von einem dritten Mitarbeiter in einem Nebenraum durchgeführt worden und habe nur zwölf Sekunden gedauert. An jeder Schleuse werde etwa acht bis zehn Mal täglich solch ein positives Testergebnis angezeigt, ohne dass Sprengstoff zu finden sei, sagte Hillenbrand. "Das ist Kontrollroutine." Ob der Passagier nur seinen Flieger nicht verpassen wollte oder "eine gefährliche, ernste Situation" vorlag, sei wohl nicht mehr zu klären.
Die seit 20 Jahren beschäftigte Mitarbeiterin hätte den Angaben zufolge den Passagier nicht weggehen lassen dürfen, sondern seinen Laptop mit anderen Mitteln untersuchen müssen. Sie hätte ihn "nicht aus den Augen lassen dürfen, nachdem sie die Überprüfung auf Sprengstoff selbst angeordnet hatte", sagte der Regierungspräsident.
Die Mitarbeiterin sei eine von 1.100 Beschäftigten der staatlichen SGM GmbH, die die Gepäckkontrollen am Flughafen München durchführe. Die Kontrolleure würden nach Tarifverträgen des öffentlichen Dienstes bezahlt und seien keine Billigarbeitskräfte, sagte Hillenbrand. Die SGM sei angewiesen worden, die Dienstanweisungen ohne ein Jota Abweichung umzusetzen. Die betreffende Mitarbeiterin sei vom Kontrolldienst suspendiert worden.