Bill Clinton hat eine Operation am Herzen gut überstanden. Der frühere amerikanische Präsident sei wohlauf, nachdem ihm zwei Stents in eine Herzarterie gesetzt worden waren, erklärte sein Sprecher Douglas Band am Donnerstagabend (Ortszeit) in New York. Es gebe keinen Hinweis auf einen Herzinfarkt oder eine Schädigung des Herzens. Clinton sei "in guter Stimmung", sagte sein Sprecher. Der 63-jährige Ex-Präsident sei zuversichtlich, bald wieder die Arbeit für seine Stiftung aufnehmen zu können.
Bill Clinton, der derzeit die Hilfen für die Opfer des verheerenden Erdbebens in Haiti am 12. Januar koordiniert, habe über Schmerzen in der Brust geklagt, sagte sein Berater Band. Er sei daraufhin auf dem Columbia Campus des New Yorker Presbyterian Krankenhauses eingeliefert worden, wo sein Kardiologe sich kurzerhand zu dem Eingriff entschloss.
Hillary eilte ans Krankenbett
"Der Eingriff verlief völlig reibungslos", teilte der Kardiologe Allan Schwartz mit, die Prognose für den ehemaligen Staatschef sei ausgezeichnet. "Er erlitt keinen Herzinfarkt und auch keinen Schaden am Herzen." Der Eingriff sei notwendig geworden, weil ein vor sechs Jahren gelegter Bypass komplett blockiert gewesen war.
Clintons Frau Hillary eilte von Washington nach New York. Ein Sprecher des Außenministeriums sagte in Washington, die Chefdiplomatin habe eine Reise nach Katar und Saudi-Arabien um einen Tag verschoben, damit sie nicht am Freitag schon wieder nach Washington hetzen müsse. Auch Clintons Tochter Chelsea war den Ärzten zufolge bei ihrem Vater im Krankenhaus.
Schon mehrfach Probleme mit dem Herzen
Clinton hatte bereits mehrfach Probleme mit dem Herzen. Im September 2004 war ihm schon einmal ein Stent eingesetzt worden. Nach Problemen mit der Gefäßstütze, ein Röhrchen aus Gittergeflecht in der Ader, war er im März 2005 noch einmal behandelt worden. Das Einsetzen von Stents - Angioplastie - ist eine weltweit verbreitete Praxis. Allein in den USA werden jährlich eine halbe Million Stents bei Herzpatienten gesetzt.
Die Erkrankung wurde damals mit seinen Ernährungsgewohnheiten in Zusammenhang gesehen - Clinton galt als Vielesser. Zwei seiner Lieblingsrestaurants während seiner Gouverneurszeit in Arkansas waren für ihre Riesenportionen bekannt: radkappengroße Hamburger und faustdicke Steaks.
Clinton gilt neben Jimmy Carter als einer der aktivsten Ex- Präsidenten. Als Sonderbeauftragter von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon für Haiti pendelt er seit vier Wochen zwischen dem von einem verheerenden Erdbeben heimgesuchten Land und New York und wirbt zudem weltweit um Spenden. Zudem war er auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Nach Angaben von Freunden hatte er zuletzt unter einer Erkältung gelitten.
Genesungswünsche von Obama
Präsident Barack Obama wünschte Clinton eine schnelle Genesung. Haiti brauche einen gesunden Clinton. Obamas Vorgänger und Clintons Nachfolger George W. Bush sprach nach eigenen Angaben mit Clintons Tochter Chelsea. Er sende ihm seine Gebete für eine schnelle Genesung.
Clintons früherer Berater David Gergen sagte, der Politiker habe sich als Präsident und auch als Ex-Präsident nie geschont. "Er ist eigentlich fit, aber er verlangt auch viel von sich. Allein in den letzten Wochen: Haiti, Schweiz, Haiti - das geht an die Substanz", sagte Gergen dem TV-Nachrichtenkanal CNN. Clinton habe erschöpft gewirkt. Der Sender zitiert Freunde des Politikers, nach denen er wenig schlafe und viel arbeite. Zudem stehe er stets in der Öffentlichkeit, auch neun Jahre nach seinem Abschied aus dem Weißen Haus. "Er führt immer noch das Leben, das er in seinen Dreißigern geführt hat", sagte einer. Gergen ergänzte: "Eigentlich braucht man für sein Programm zwei Bill Clintons."