Margaret Porkka sei eine kleine und lebhafte Blondine gewesen, sagt Lisa Kondvar in einem Interview mit CNN über ihre Mutter. Als Anfang Dezember der Körper einer großen brünetten Dame, gehüllt in die Kleidungsstücke ihrer Mutter, in einem offenen Sarg bei der Totenwache aufgebahrt lag, sei sie erstarrt vor Schreck. "Sie haben uns die falsche Leiche geschickt!"
Kurz zuvor ist die Familie aus dem kleinen Städtchen Warwick, unweit von New York, in den Karibikstaat Sint Maarten geflogen. Schnuckelige Buchten, Sandstrände, tropisches Klima - die niederländische Seite der Insel St. Martin hat nicht einmal 38.000 Einwohner.
Am 29. November, einen Tag nach Thanksgiving, wurde die 82-jährige Mutter in einem Krankenhaus vor Ort für tot erklärt. Für die Familie kam ihr Tod zwar überraschend, doch sie erklärte sich ihn mit Margaret Porkkas Alter. Ihr Körper wurde anschließend in ein Bestattungsinstitut gebracht. Als die Tochter dort den Leichnam begutachten wollte, habe sie eine Abfuhr erhalten. Kondvar sagt in dem Interview, der Bestatter habe von ihr gefordert, dass sie 7000 Dollar für die Überführung überweisen solle, er würde sich anschließend um alles kümmern. "Da leuchtete eine rote Warnlampe auf", sagte sie CNN.
Konsulat wurde übergangen
Dennoch habe sie keine andere Möglichkeit für einen Transport gesehen und gezahlt. Außerdem übergab Kondvar dem Bestatter frische Kleidung für die tote Mutter und deren Reisepass. Der Pass von Porkka lag der fremden Leiche bei, als diese am 6. Dezember eingeflogen wurde. Allerdings war zusätzlich noch Schmuck im Sarg, den Kondvar ihrer Mutter nicht zuordnen konnte.
Seitdem Kondvar die Verwechslung bemerkt hat, habe sie mehrfach versucht mit dem Krankenhaus oder mit dem Bestatter in Sint Maarten in Kontakt zu kommen - ohne Erfolg. Schließlich schaltete sich das US-Konsulat in den Fall ein und übte Druck aus - dieses ist eigentlich dafür zuständig, dass verstorbene US-Bürger in ihre Heimat überführt werden. Dabei stellte sich heraus, dass am selben Tag eine Touristin aus Kanada im selben Krankenhaus gestorben war. Wahrscheinlich wurden die Leichen vertauscht. Dies kann allerdings nur noch durch einen DNS-Test untersucht werden: Die nach Kanada verschickte Leiche wurde kurz nach ihrer Ankunft eingeäschert. Falls beide Frauen wirklich vertauscht worden sind, haben die Angehörigen der Kanadierin es wahrscheinlich nicht einmal mitbekommen.
Mittlerweile hat die Regierung von Sint Maarten angekündigt, der Fall solle umgehend aufgeklärt werden. Kondvar will jedoch selbst einen Anwalt auf die Sache ansetzen. Sie traue der Regierung nicht. Ihre Mutter habe Sint Maarten geliebt. "Es bringt mir etwas Frieden, dass sie im Paradies gestorben ist", so Kondvar. "Aber ich hätte sie gern noch einmal im Arm gehalten."