Wie das Kreisverwaltungsreferat in München berichtete, war das beschlagnahmte Fleisch eines Münchner Betriebs zum Teil schon mehrere Jahre über dem Haltbarkeitsdatum. Zu der Ware gehörten mehrere Tonnen Döner-Spieße und rund 360 Kilogramm Wild- und Geflügelfleisch.
Der Hinweis kam von der Polizei in Gröbenzell. Dort hatte das Gesundheitsamt erst in dieser Woche ungenießbare Lebensmittel bei einem Großhändler beanstandet. In dem Betrieb waren reihenweise Lebensmittel umetikettiert worden. Die SPD in Bayern kritisierte, der Verbraucherschutz in Bayern dürfe nicht nach dem Zufallsprinzip erfolgen.
Die Kühl- und Geschäftsräume des Münchner Betriebes im Stadtteil Johanneskirchen wurden geschlossen und versiegelt. Die Münchner Polizei bildete eine Sonderkommission "Kühlhaus". Acht Beamte ermitteln jetzt die Handelswege der Firmenware und ob verdorbene Ware in den Verkehr gelangt ist. Die Döner-Abnehmer seien im gesamten Bundesgebiet angesiedelt. Alle 16 Mitarbeiter des geschlossenen Münchner Betriebes würden vernommen.
Polizeiliche Untersuchung
Die städtische Ordnungsbehörde beauftragte Veterinäre und Lebensmittelüberwacher mit den Untersuchungen der sichergestellten Ware. Die Ergebnisse der labortechnischen Untersuchungen und die Auswertung beschlagnahmter Unterlagen "müssen nun abgewartet werden", teilte das Kreisverwaltungsreferat mit.
Der Kühlhauskomplex im Münchner Osten werde noch weiter gemeinsam mit dem staatlichen Veterinäramt und der Polizei untersucht. Da sich der Verdacht strafbarer Handlungen bereits erhärtet habe, sei auch die Staatsanwaltschaft eingeschaltet worden. Bereits seit dem vergangenen Dienstag sei die Lebensmittelüberwachung "nahezu durchgehend vor Ort".
Stadtdirektor Horst Reif sagte: "Wir sind entschlossen, mit aller Härte gegen derartige Praktiken vorzugehen, um die Bürgerinnen und Bürger vor dem Verzehr von Ekel erregendem und gesundheitsschädlichem Gammelfleisch zu schützen." Unabhängig davon, ob sich der strafrechtliche Verdacht bestätige, "werden wir mit Mitteln des Gewerbe- und Lebensmittelrechtes gegen den Betreiber des Kühlhauses vorgehen", sagte Reif.
Ekelfleisch für ganz Europa
Bayerische Unternehmen waren im vergangenen Jahr mehrfach wegen Lebensmittel-Skandalen in die Schlagzeilen geraten. Im Oktober 2005 war der Geschäftsführer einer Deggendorfer Kühlhaus-Gesellschaft festgenommen worden, weil er verdorbenes Fleisch an Lebensmittelhersteller in Deutschland, Italien und Frankreich geliefert hatte. Wenige Monate später entdeckten Kontrolleure ungenießbare Produkte bei einem Passauer Wildfleischproduzenten.
Spätestens seit diesen Skandalen hätte nach Ansicht der bayerischen SPD klar sein müssen, dass die Struktur der Kontrollen nicht ausreichend ist. "Dazu muss das Land jetzt endlich mehr Geld in die Hand nehmen, um ein tragfähiges Kontrollsystem aufzubauen", sagte der Verbraucherschutzsprecher Ludwig Wörner.
Der Lebensmittelbetrieb in Gröbenzell (Landkreis Fürstenfeldbruck) wird trotz Etikettenschwindels und Handels mit ungenießbaren Waren nicht geschlossen. "Die Firma darf unter Auflagen weitermachen", sagte Landrat Thomas Karmasin der dpa. Zur Bedingung habe das Landratsamt gemacht, dass die Geschäftsführung ausgewechselt und ein EDV-gestütztes System zur Waren-Rückverfolgung eingeführt wird. Die Waren, die nicht beanstandet wurden, sollen nach Angaben von Karmasin verkauft werden dürfen. Ein Teil der Lebensmittel sei von der Firma bereits vernichtet worden.