Nach den Enthüllungen des Ex-Navy-Seal Robert O'Neill, der nach eigenen Angaben den tödlichen Schuss auf Osama bin Laden abgegeben hat, rufen radikale Islamisten Beobachtern zufolge zu seiner Ermordung auf. Das auf die Überwachung islamistischer Websites spezialisierte US-Unternehmen "Site" berichtete, sie würden samt Fotos von ihm in einschlägigen Foren auf Arabisch und Englisch verbreitet - erklärtermaßen mit dem Ziel, potenzielle Einzeltäter innerhalb der USA anzusprechen.
Er habe den tödlichen Schuss abgefeuert und gesehen, wie bin Laden starb, sagt O'Neill in einem Interview mit der "Washington Post". Er schildert darin,wie der Einsatz ablief und wie er sich dabei gefühlt habe.
O'Neill entschloss sich nach eigenen Angaben wegen seiner drohenden Enttarnung durch Dritte auch, in einer TV-Dokumentation aufzutreten, die Fox News kommende Woche ausstrahlen will. Der Sender hatte Ende Oktober bereits angekündigt, die Identität des Todesschützen von bin Laden zu enthüllen. In der zweiteiligen Produktion mit dem Titel "The Man Who Killed Osama Bin Laden" rekonstruiert Fox News nach eigenen Angaben minutiös, wie der Extremistenchef von dem Seals-Kommando erschossen wird.
Die von ehemaligen Seals-Kameraden betriebene Internetseite Sofrep hatte O'Neills Identität daraufhin vorzeitig enthüllt - aus Protest gegen dessen geplanten Gang an die Öffentlichkeit. Auch die US-Militärführung warnte die Elitesoldaten vor Geheimnisverrat. Die Bewahrung der Anonymität sei "eine lebenslange Verpflichtung", betonte Konteradmiral Brian Losey in einem Schreiben. Das Militär dulde keine Missachtung dieser Grundwerte "aufgrund des Strebens nach Bekanntheit oder aus finanziellen Interessen".
O'Neill, der fast 15 Jahre in der Spezialeinheit diente, habe lange mit sich gerungen, ob er sich zu erkennen geben soll, berichtete die "Washington Post" nun. Letztlich habe er sich dafür entschieden, weil seine Identität in einigen Kreisen ohnehin bekannt gewesen sei und deshalb aufzufliegen drohte. Außerdem hätten ihm Hinterbliebene der Opfer der Anschläge vom 11. September 2001 in den USA Mut gemacht.
Gegenwind bekam O'Neill von Matt Bissonnette, der damals ebenfalls an dem Einsatz beteiligt war. "Zwei verschiedene Menschen erzählen zwei verschiedene Geschichten aus zwei verschiedenen Gründen", sagte Bissonnette dem Sender NBC News. Er wolle aber die Version von O'Neill "nicht anfassen". Was immer dieser sage, das sage er. Bissonnette hatte unter einem Pseudonym vor zwei Jahren bereits ein Buch über den Bin-Laden-Einsatz veröffentlicht.