Panorama Mutmaßliche RAF-Terroristin stellt sich

Das mutmaßliche RAF-Mitglied Sabine Callsen hat sich auf dem Frankfurter Flughafen den deutschen Behörden gestellt. Ihr wird vorgeworfen, sich 1985 an einem Sprengstoffanschlag auf Hamburger Firmen beteiligt zu haben.

Die mutmaßliche RAF-Terroristin Sabine Callsen hat sich am Freitagmorgen auf dem Frankfurter Flughafen der Bundesanwaltschaft gestellt. Dies teilte die Karlsruher Behörde mit. Die 42-Jährige sei - wie ihr Verteidiger zuvor angekündigt habe - aus dem Nahen Osten eingereist, wo sie fast 20 Jahre gelebt habe. Ihre zwei dort geborenen Kinder brachte sie mit.

Haftbefehl außer Vollzug gesetzt

Dass sich Callsen den Behörden stellte, sei erwartet und mit ihrem Verteidiger besprochen worden. Ihr wird die Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag im Jahr 1985 auf die Gebäude der mit dem Bau einer NATO-Fregatte befassten Firmen Internationale Schiffsstudiengesellschaft (ISS) und Project-Management-Office (PMO) in Hamburg vorgeworfen. An dem Gebäude der Firma ISS entstand durch die Detonation des Sprengsatzes ein Sachschaden in Höhe von 20.000 DM. Personen wurden nicht verletzt. Eine weitere auf dem Gelände der Firma PMO abgelegte Sprengvorrichtung kam nicht zur Explosion. Unmittelbar vor dem Anschlag waren Bewohner der angrenzenden Häuser von anonymen Anruferinnen telefonisch vor der Explosion gewarnt worden.

Nach Erkenntnissen der Ermittler gehörte Callsen seit 1984 der Roten Armee Fraktion an. Am Freitag wurde sie vom Ermittlungsrichter beim Bundesgerichtshof ausführlich vernommen. Er setzte den Haftbefehl aus dem Jahr 1985 unter Auflagen außer Vollzug.

Die RAF hatte sich Anfang der 70er Jahre nach dem Vorbild revolutionärer Stadtguerilla-Gruppen in Lateinamerika gegründet. Während des Vietnam-Krieges trat sie erstmals mit Anschlägen gegen US-Einrichtungen in Erscheinung. Ab Ende der 70er Jahre bis in die 90er Jahre hinein verübte die Gruppe zahlreiche Anschläge, bei denen führende Personen aus Wirtschaft und Politik - dem von der RAF so genannten militärisch-industriellen Komplex - getötet wurden. Ende der 90-er Jahre gab die Gruppe ihre Selbstauflösung bekannt.

DPA

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