App für Menschen-Bewertung "Peeple"-Gründerin rudert nach Shitstorm zurück

Sie wollte, dass Menschen im Netz wie Restaurants bewertet werden können - und geriet in einen Shitstorm. Nun rudert "Peeple"-Mitgründerin Julia Cordray zurück: Nur noch Beiträge, denen die bewertete Person zustimmt, sollen erscheinen.

Schon bevor die App auf dem Markt war, sorgte "Peeple" für große Aufregung im Netz. Ginge es nach den Gründern der App, sollte man Menschen bald wie Restaurants und Geschäfte online bewerten können - ohne deren Zustimmung.  Zwei Sterne für den unzuverlässigen Babysitter, ein Stern für den lauten Nachbarn und fünf Sterne für die Ex-Freundin, der man noch hinterhertrauert.

Gründerin sieht sich als Opfer

Wie zu erwarten war, brach ein Shitstorm über die beiden Gründerinnen los. Mitgründerin Julia Cordray rudert in einem Blogbeitrag nun zurück - und stilisiert sich selbst als Opfer. "Ich bin aus den falschen Gründen ein Internet-Trend geworden. Das ist, wieso wir Peeple brauchen", schreibt sie.

Die Aufregung um "Peeple" begann mit einem Artikel in der "Washington Post", in dem Cordray ihre Idee als "Yelp für Menschen" beschrieben hat - ein Fehler, wie sie heute einräumt. Sofort formierten sich Gegenbewegungen online, "Peeple" wurde als "digitaler Krebs" bezeichnet. Nach der Veröffentlichung habe Cordray viele beleidigende Kommentare erhalten, die sie nun nie wieder löschen könne, wie sie beklagt; es soll sogar mehrere Morddrohungen gegeben haben. Das alles nimmt sie jetzt zum Anlass, "Peeple" als eine "Positivity App" zu deklarieren. Nun soll keine Bewertung mehr erscheinen dürfen, ohne dass beide Parteien zugestimmt haben - negative Beiträge haben damit quasi keine Chance mehr.

Bewertungen müssen nun freigegeben werden

Es sei von Anfang an der Plan gewesen sein, betont die Gründerin, eine positive App zu schaffen. Das fällt schwer zu glauben, wenn man sich ansieht, wie die App anfangs konzipiert war: Jeder, der die Telefonnummer von jemand anderem besitzt, sollte ihn online unter seinem echten Namen bewerten können. Die einzige Einschränkung: Negative Bewertungen sollten zwei Tage lang zurückgehalten werden, um nicht aus einem Streit heraus impulsiv zu kritisieren. Als Bewerteter könnte man so nichts gegen eine Veröffentlichung tun. "Ich glaube, es ist auch wichtig, das Negative zu wissen", sagte Cordray in einem Video. "Wir leben nicht in einem Märchenland." Das Video wurde mittlerweile ebenso wie die Facebook-Seite von "Peeple" vom Netz genommen. Cordray träumt nun weiter davon, "eine positive Einstellung und Freundlichkeit in die Welt zu tragen", wie sie schreibt - und ist also vielleicht doch auf der Reise ins Märchenland.

amü

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