Bei der Suche nach den seit Wochen verschollenen Sahara-Touristen setzt die Bundesregierung jetzt auf ihre Elite-Polizeitruppe: Experten der Anti-Terror-Einheit Grenzschutzgruppe 9 (GSG 9) sind nach dpa-Informationen inzwischen in Algerien. Es gehe derzeit aber nicht um eine etwaige Befreiungsaktion der 29 Vermissten, hieß es am Dienstag aus Sicherheitskreisen. Die GSG-9-Spezialisten sollen in der Sahara nach den Verschollenen suchen, von denen weiter jede Spur fehlt. Bundesaußenminister Joschka Fischer hat sich inzwischen persönlich in den Fall eingeschaltet.
Das mysteriöse Verschwinden von immer mehr europäischen Touristen in der Sahara hat einen enormen Apparat in Bewegung gesetzt - auch 15 Deutsche sind inzwischen wie vom Wüstensand verschluckt. Beim Bundeskriminalamt (BKA) bemühen sich zahlreiche Beamte ausschließlich um die Aufklärung des Rätsels. Psychologen der Landeskriminalämter haben die Betreuung der Angehörigen übernommen, die zum Teil schon seit Ende Februar um die Verschollenen bangen.
Planungen hinter schweren Stahltüren
Hinter schweren Stahltüren im Krisenreaktionszentrum des Auswärtigen Amtes in Berlin kommen täglich bis zu 20 Experten des Krisenstabs zusammen. Unter Leitung von Außenamts-Staatssekretär Jürgen Chrobog planen Vertreter des Kanzleramts und des Auswärtigen Amtes, des Innen- und des Verteidigungsministeriums, des Bundesnachrichtendienstes (BND) und des Bundeskriminalamts die nächsten Schritte.
Die Bundesregierung hatte vergangenen Sonntag fünf Beamte nach Algerien geschickt, die bei der beispiellosen Suche vor Ort helfen sollen. Offiziell hieß es, die Männer seien vom Bundeskriminalamt - tatsächlich waren darunter auch die GSG-9-Elitepolizisten. Bereits zuvor war der BKA-Verbindungsbeamte aus Tunis in Algier eingetroffen. Vier der Experten sollen nun weiter in die Wüstenregion reisen, die die algerischen Behörden seit Wochen mit Hubschraubern, Flugzeugen, Geländewagen und sogar einer Kamelkarawane absuchen - ohne Erfolg.
Keine Spur von den Verschollenen
Dabei hatte es am Wochenende zunächst so ausgesehen, als würde sich ein erster Hoffnungsschimmer abzeichnen: Die ARD hatte gemeldet, die Karawane sei auf ein unterirdisches Tunnelsystem gestoßen, in dem sich Menschen befinden sollen. Soldaten rückten angeblich aus, um das zu überprüfen. Doch auch am Dienstag, Tage nach der angeblichen Entdeckung, hieß es nur: Keine Spur von den Verschollenen. Weiterhin ist also unklar, ob die Vermissten entführt wurden, wem sie möglicherweise in die Hände fielen - und vor allem: ob sie noch am Leben sind.
Sollten sich die verschollenen Wüstenreisenden in der Gewalt von Geiselnehmern befinden, sind mit der GSG 9 die Spezialisten für ein hoffentlich glückliches Ende des Dramas jedenfalls schon vor Ort. Weltweit bekannt wurde die Eliteeinheit im so genannten deutschen Herbst 1977: Damals befreite die Anti-Terror-Gruppe in der somalischen Hauptstadt Mogadischu 86 Geiseln aus einer von Terroristen gekaperten Lufthansa-Maschine.