Silvester-Bilanz Fünf Tote und mehrere Verletzte durch Pyrotechnik

Silvester: Polizisten werden im Stadtteil Connewitz mit Pyrotechnik beworfen
Polizisten werden im Stadtteil Connewitz mit Pyrotechnik beworfen. In der Silvesternacht gab es auch in München und Berlin Ausschreitungen
© Sebastian Willnow / DPA
Das neue Jahr 2025 ist angebrochen, doch für einige Menschen verlief die Silvesternacht tödlich. Viele weitere kamen glimpflich davon. Ein Überblick über die Unfälle und Angriffe.

Deutschland ist mit farbenprächtigen Feuerwerken und ausgelassenen Partys ins neue Jahr 2025 gestartet. Die Feierlichkeiten wurden allerdings überschattet von mehreren Zwischenfällen mit Feuerwerk und Böllern. Mindestens fünf Menschen starben durch Unfälle mit Pyrotechnik.

Am Rande des Ortes Geseke in Nordrhein-Westfalen starb ein 24-Jähriger bei der Explosion eines Böllers. Geprüft werde, ob es sich bei dem Feuerwerkskörper um illegale Pyrotechnik gehandelt habe. "Es sieht zumindest nicht so aus, als sei es ein handelsübliches Feuerwerk gewesen", sagte die Sprecherin.

Bei Unfällen in Sachsen wurden zwei Männer tödlich verletzt. In Oschatz östlich von Leipzig starb ein 45-Jähriger nach Polizeiangaben. Zudem sei ein 50-Jähriger in Hartha in der Nähe von Chemnitz tödlich verletzt worden. Beide Männer hätten mit Feuerwerk hantiert, als dieses explodierte.

Auch in Brandenburg gibt es zwei Tote: In Havelsee-Fohrde ist ein 42-Jähriger durch die Explosion von Feuerwerk lebensgefährlich verletzt worden. Im Landkreis Oberhavel in Brandenburg ermittelt die Kriminalpolizei nach dem Tod eines 21-Jährigen.

In Hamburg starb ein 20-Jähriger durch die Explosion eines selbstgebauten Böllers. Der Unfall geschah laut Polizei im Stadtteil Ochsenwerder.

Zahlreiche Verletzte in mehreren Bundesländern

In Güstrow im Landkreis Rostock kam ein 50 Jahre alter Mann dagegen glimpflich davon. Er erlitt nach Angaben der Polizei schwerste Gesichtsverletzungen, nachdem er einen Böller in ein Rohr geworfen hatte, der dann darin explodierte. Der Mann musste wiederbelebt werden.

Ein ähnliches Unglück gab es in Rostock: Dort wurde ein zehnjähriger Junge schwer verletzt, als ein Böller unmittelbar vor seinem Gesicht explodierte. Noch sei unklar, wer den Knaller in die Richtung des Kindes warf, berichtete die Polizei. In München erlitten ein Zwei- und ein Dreijähriger Verbrennungen an Hand, Hals und Gesicht, wie die Feuerwehr mitteilte. Ein 14-Jähriger habe sich Teile der Hand mit einem Böller weggesprengt. Die drei Verletzten wurden demnach in Kliniken gebracht. Die Vorfälle ereigneten sich den Angaben zufolge unabhängig voneinander.

Bei einem Unglück in Rhinow im Landkreis Havelland seien zwei Männer im Alter von 39 und 33 Jahren durch Böller schwer im Gesicht verletzt worden. Lebensgefahr bestand nach ersten Angaben nicht. Auch in Frankfurt am Main meldete die Polizei kurz nach Mitternacht mehrere Verletzte. Nähere Angaben machte sie aber nicht.

In Pirna ist ein 16-Jähriger bei einer Explosion eines illegalen Silvesterböllers schwer an der Hand verletzt worden. Nach Angaben der Polizei in Dresden hatte der Junge am Montag auf offener Straße mit dem im nahegelegenen Tschechien erworbenen Knallkörper hantiert, der in seiner linken Hand detonierte. Ein Rettungshubschrauber brachte den Jungen in ein Krankenhaus.

In Hannover verlor ein 14-Jähriger einen Teil seiner Hand wegen des "unsachgemäßen Umgangs mit Feuerwerkskörpern", meldete die Polizei. Ein Krankenwagen brachte ihn um kurz nach Mitternacht zur weiteren Behandlung in ein Krankenhaus.

Sachschaden durch Silvesterfeuerwerk

Bei den Silvesterfeierlichkeiten gab es auch Sachschäden. So setzte eine Silvesterrakete in Rheinland-Pfalz eine Lagerhalle in Neuwied mutmaßlich in Brand. Nach Polizeiangaben entstand ein Sachschaden im mittleren sechsstelligen Bereich. Bewohner von Nachbargebäuden seien am frühen Morgen in Sicherheit gebracht worden, berichtete die Polizei. Durch die starke Hitze seien auch angrenzende Häuser im Ortsteil Engers beschädigt worden.

In der Halle sei unter anderem Holz gelagert worden, berichtete die Polizei weiter. Als die Einsatzkräfte vor Ort ankamen, habe sie bereits komplett in Flammen gestanden. Das Feuer sei unter Kontrolle gebracht worden. Die Löscharbeiten dauerten den Angaben nach am Morgen noch an.

In Schwalmtal in Nordrhein-Westfalen ist unterdessen ein Unbekannter in eine Flüchtlingsunterkunft eingedrungen, um dort einen Feuerwerkskörper zu zünden. In der Nacht habe ein älteres Auto mit vier oder fünf Menschen an Bord an der Unterkunft angehalten, teilte die Polizei mit. Einer der Tatverdächtigen stieg Zeugenaussagen zufolge aus, ging durch eine offenstehende Tür in eine Küche und warf dort einen Feuerwerkskörper in eine Waschmaschine und zerstörte damit das Gerät.

Danach ging der Tatverdächtige zurück zum Auto. Beim Wegfahren wurden zwei Raketen gezündet und in Richtung der Unterkunft geworfen. Verletzt wurde niemand. Die Menschen im Auto sollen zwischen 15 und 18 Jahre alt gewesen ein. Der Staatsschutz ermittelt, die Motive sind noch unklar. In der Unterkunft leben rund 100 Menschen unterschiedlicher Nationalitäten.

Am Bonner Hauptbahnhof haben Jugendliche laut Polizei mit einer Silvesterrakete gezielt auf einen schlafenden Obdachlosen geschossen. Der Mann habe einen Schock erlitten, teilte die Polizei am Neujahrsmorgen mit. Die Verdächtigen sollen die Attacke mit einem Mobiltelefon gefilmt haben. Drei der vier Jugendlichen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren seien nach einer Auswertung der Überwachungskameras bei der Fahndung der Bundespolizei erkannt und gestellt worden. Sie müssen sich wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten.

Angriffe auf Polizisten in Berlin

Noch steht die endgültige Silvesterbilanz aus, doch aus Berlin meldet die Polizei Übergriffe auf Beamte und Hunderte Festnahmen. Ersten Angaben zufolge seien in der Bundeshauptstadt mindestens 390 Personen festgenommen,15 Beamte und eine Einsatzkraft der Feuerwehr verletzt worden, einer von ihnen schwer, sagte ein Polizeisprecher. Der schwer verletzte Beamte sei mutmaßlich von einem illegalen Feuerwerkskörper getroffen worden. Er musste in einem Krankenhaus operiert werden. Mehrere Polizisten und Rettungskräfte seien während ihrer Einsätze in der Silvesternacht mit Feuerwerkskörpern beschossen worden.

Eine positive Bilanz zog der Polizeisprecher dagegen mit Blick auf die Böllerverbotszonen in mehreren Stadtteilen. "Es hat dort keine größeren Gewalttätigkeiten gegeben. Es ist dort zu keinen größeren Zwischenfällen gekommen", sagte er.

Auch die Berliner Feuerwehr war in der Silvesternacht im Dauereinsatz, der Notruf 112 war zeitweise nur eingeschränkt verfügbar. Die Berliner Feuerwehr bilanzierte über den Jahreswechsel zwischen 19.00 Uhr und 06.00 Uhr 1892 Einsätze. Das waren 294 mehr als im Vorjahr. Darunter waren laut einer Mitteilung 825 Brände, 847 Rettungsdiensteinsätze sowie 220 technische Hilfeleistungen und sonstige Einsätze. In 13 Fällen wurden Einsatz- und Rettungskräfte laut Feuerwehr angegriffen oder bei ihrer Arbeit behindert.

Die Unfallklinik Berlin (UKB) behandelte nach eigenen Angaben am Mittwochmorgen 15 Schwerverletzte - allein fünf von ihnen seien durch so genannte Kugelbomben schwer an Händen, Gesicht und Augen verletzt worden. Mehrere Verletzte hätten einzelne Finger oder Teile der Hand verloren, teilte die Klinik mit. Auch Hörverluste und Brandwunden seien zu behandeln.

Die so genannten Kugelbomben enthalten oft eine gefährlich große Menge an explosivem Schwarzpulver; in Deutschland sind große Kugelbomben verboten, allerdings werden sie illegal aus dem Ausland importiert oder im Eigenbau hergestellt.

Kiel, München und Leipzig melden ebenfalls Angriffe auf Polizisten

In Kiel wurde die Polize nach eigenen Angaben von einer größeren Menschengruppe attackiert, als die Beamten den Einsatz eines Notarztes absichern wollten. Kurz vor Mitternacht sei bei der Polizei ein Notruf eingegangen wegen eines Herzinfarktes im Stadtteil Gaarden, berichtete ein Sprecher.

Weil im Hintergrund aufgeregte Stimmen zu hören waren, seien zwei Streifenwagen in die Diedrichstraße gefahren, nachdem man den Notarzt verständigt habe. Sie seien vor dem Notarzt eingetroffen und von etwa 70 bis 80 Menschen angegangen worden. Verstärkung sei angerückt. Die Hausbewohner hätten sich über die Anwesenheit der Polizei beschwert und erklärt, sie wollten nur den Notarzt.

Letztlich seien sieben Streifenwagen und zwei Einsatzgruppen vor Ort gewesen, insgesamt 26 Beamte. Es sei unter Diensthund- und Pfeffersprayeinsatz gelungen, dem Notarzt die Arbeit zu ermöglichen.

In München meldete die Polizei mehrere Übergriffe auf Beamte. Hunderte Menschen hatten in der bayerischen Landeshauptstadt randaliert. Eine Polizeisprecherin sprach von schätzungsweise 200 bis 300 Personen aus dem linken Spektrum auf der Wittelsbacherbrücke. Demnach sind unter anderem Gegenstände angezündet und auf Beamte geworfen worden. Auch mit Feuerwerkskörpern habe es Beschuss auf die Polizei gegeben.

Die Polizei konnte nach eigenen Angaben die Lage entspannen. Die Wittelsbacherbrücke über der Isar sowie umliegende Straßen seien zwischenzeitlich gesperrt gewesen.

Angriffe gab es auch in Leipzig. Dort attackierten 50 Menschen die Einsatzkräfte mit Feuerwerk und Flaschen. Auf der Straße im Stadtteil Connewitz habe ein kleines Feuer gebrannt, berichtete ein Reporter vor Ort. Die Polizistinnen und Polizisten hätten sich zurückgezogen, um die Lage zu entschärfen. Die Situation habe sich daraufhin zunächst beruhigt.

DPA · AFP
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