Hinweis der Redaktion: Die Vermisste ist inzwischen zu ihren Eltern zurückgekehrt. Wir haben Sie daher in der Berichterstattung unkenntlich gemacht. Weitere Details lesen Sie hier.
Im niedersächsischen Celle sucht die Polizei nach einer vermissten 16-Jährigen. Gut zwei Wochen nach deren Verschwinden gehen die Ermittler jedoch vom Schlimmsten aus – und vermuten, dass die Jugendliche Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist.
Isabella O. hat nach bisherigen Erkenntnissen am 22. März, einem Montag, zwischen 11.15 und 12.30 Uhr unbemerkt ihr Elternhaus in der Straße Am Holzhof in der 70.000-Einwohner-Stadt verlassen. Sie war zuvor mit ihrem jüngeren Bruder alleine zuhause, die Eltern der beiden waren arbeiten.
Isabella O. verließ Elternhaus ohne Geldbörse, Handy, Schlüssel
Auffällig am Verschwinden Isabellas: Sie hatte ihr Portemonnaie und ihr Handy nicht mitgenommen, nicht einmal ihren Schlüssel, und sich zudem – entgegen ihrer Gewohnheit – nicht von ihrem Bruder verabschiedet.
Noch am selben Tag schalteten die Eltern die Polizei ein. Die Suche nach der 16-Jährigen verlief jedoch bislang erfolglos. Unter anderem setzten die Ermittler einen Personenspürhund ein, Dutzende Beamte durchkämmten die Umgebung des Elternhauses systematisch, mögliche Anlaufpunkte Isabellas wurden aufgesucht, Bekannte und Freunde befragt. "Sämtliche bisherigen Ermittlungen der eigens eingerichteten Sonderkommission lieferten keinen Grund für die Annahme, Isabella könnte weggelaufen sein, um sich ihrer Familie zu entziehen oder sich etwas anzutun", teilte die Polizei zuletzt mit. Es sei davon auszugehen, "dass Isabella einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist".
Polizei Celle bittet um Mithilfe
Schon früh, keine 24 Stunden nach dem Verschwinden der Gymnasiastin, ging die Polizei davon aus, dass die 16-Jährige in Gefahr ist und holte die bei der Suche die Öffentlichkeit mit ins Boot. In der Hoffnung auf Hinweise verbreitete sie ein Fahndungsfoto und eine Beschreibung der Vermissten. Isabella "Isi" O. ist etwa 1,70 Meter groß, dunkelhaarig und war zum Zeitpunkt ihres Verschwindens vermutlich schwarz gekleidet, unter anderem mit Schuhen der Marke Doc Martens und einer dünnen Lederjacke.

Was am 22. März geschehen ist, liegt weiter im Dunkeln. Die Ermittler der Sonderkommission vermuten, dass Isabella wegen eines vorherigen Kontakts oder einer Verabredung ihr Elternhaus verlassen hat. "Ein mögliches Treffen dürfte im näheren Umfeld des Wohnhauses stattgefunden haben", hieß es. Möglich sei auch, dass sie in ein Auto gestiegen ist.
Um das Schicksal Isabellas aufzuklären und das Mädchen zu finden, hoffen die Ermittler auf Antworten aus der Bevölkerung auf ihre Fragen:
- Wer hat sich am 22. März vormittags/mittags im Bereich der Straße Am Holzhof/Ungerstraße und in der Umgebung aufgehalten?
- Wer hat in diesem Zeitraum den städtischen Bauhof (Am Holzhof 48) aufgesucht?
- Wer hat in dem Bereich Beobachtungen gemacht? Relevant sind hierbei auch vermeintlich unwichtige Alltagsbeobachtungen zu Personen oder Fahrzeugen.
- Wer hat Isabella in den Wochen vor ihrem Verschwinden draußen gesehen?
- Wer hatte über das Internet, über das Telefon oder über Messengerdienste Kontakt zu Isabella?
- Wer kann Angaben dazu machen, welche Internetdienste die Vermisste genutzt hat?
- Wer hatte in der Vergangenheit oder aktuell Kontakt zu Isabella und wurde bislang noch nicht von der Polizei kontaktiert?
- Wer kann Hinweise zu solchen Kontakten geben?
"Jeder Hinweis und sei er noch so klein und scheinbar unbedeutend, kann für uns die heiße Spur sein, nach der wir so dringend suchen", appellierte der Leiter des Zentralen Kriminaldienstes der Polizeiinspektion Celle, Daniel Dahlke, an mögliche Zeugen. "Helfen Sie uns, Isabella zu finden." Erste vielversprechende Hinweise seien bereits eingegangen, sagte eine Polizeisprecherin am Dienstagvormittag zur Nachrichtenagentur DPA. Zu Details äußerte sich die Beamtin nicht.
"Wir vermissen dich so unendlich doll"
Die Familie der Vermissten ist indes gut zwei Wochen nach dem Verschwinden des Mädchens verzweifelt. "Bitte Isabella, melde dich bei uns, wir vermissen dich so unendlich doll und wollen einfach nur, dass du wieder bei uns bist", schrieb ihr Vater bei Facebook. Suchaufrufe wurden dort tausendfach geteilt.
Für die Angehörigen und Freunde der Schülerin aus Celle wird es kein Trost sein, aber die überwiegende Anzahl von Vermissten taucht laut Bundeskriminalamt wieder auf: Zum Stichtag 1. März 2021 waren den Angaben zufolge rund 8000 Menschen vermisst, etwa die Hälfte sind Kinder und Jugendliche. Der Großteil aller Vermissten ist erfahrungsgemäß nach spätestens einer Woche wieder da, rund 80 Prozent nach einem Monat. Der Anteil der Personen, die länger als ein Jahr verschwunden sind, liegt bei rund drei Prozent. Vermisstenfahndungen werden bis zu 30 Jahre lang aufrecht erhalten.
Hinweise zum Vermisstenfall Isabella O. nimmt die Sonderkommission unter der Telefonnummer (05141) 277111 oder per E-Mail unter sokoisabella@pi-ce.polizei.niedersachsen.de entgegen. Zeugen können sich auch an jede andere Polizeidienststelle wenden.
Quellen: Polizeiinspektion Celle (1), Polizeiinspektion Celle (2), Polizeiinspektion Celle (3), Bundeskriminalamt, Facebook, Nachrichtenagentur DPA