Die Stern-Reportage Die Geschichte des ehemaligen Taliban-Kommandanten Habib

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Das ist die Geschichte des ehemaligen Taliban-Kommandanten Habib. Einer der Beteiligten im Gefecht von Isa Chel. Dem schwersten Kampf deutscher Soldaten seit dem Zweiten Weltkrieg. Fast auf den Tag genau vor fünf Jahren in Afghanistan.
Habib zu treffen, ist ein Abenteuer. Mit der Bundeswehr fliegen wir von der Stadt Masar i Sharif in den Norden Afghanistans, nach Kunduz. Dort setzen wir uns ab. Über einen Mittelsmann und eine Kontaktperson gelangen wir zu Habib. Drei bewaffnete Begleiter stehen an seiner Seite, als wir ihn treffen.
Habib erzählt. Über seinen Alltag als Krieger, über das Töten, das Sterben. Schon mit 14 stand er im Kampf. Zunächst gegen andere Warlords, dann gegen Amerikaner und Deutsche. 25 Jahre Kriegserfahrung hat er nun, angeblich 100 Gefechte. Eines davon in Isa Chel 2010. Er war Anführer einer kleinen, örtlichen Taliban-Einheit. Die Deutschen waren damals in einen Hinterhalt gelockt worden. Fragt man ihn, wie gut die Deutschen in der Schlacht von Isa Chel gekämpft haben, ist seine Antwort eindeutig. Stümperhaft hätten sie sich wie Freiwild ins Feld gestellt. Unerfahren. Nicht alles lässt sich verifizieren. Manchmal scheint Habib zu übertreiben, er beschreibt das Kriegerleben als Abenteuer und sich selbst als großen Scharfschützen.
In den Jahren nach Isa Chel änderte sich Habibs Leben. Er verließ die Taliban und schloss sich der CIP an, einer Art Bürgerwehr in den Dörfern um Kunduz. Er überlegte, wieder zurück zu den Taliban zu gehen: Zu langweilig sei der neue Job und zu schlecht bezahlt. Allerdings müsse schon etwas Großes leisten, um wieder von ihnen aufgenommen zu werden. Was könnte das sein, fragen wir ihn. Ein Anschlag, antwortet er. Oder eine Entführung.
Beim Dorf Isa Chel geriet vor fünf Jahren eine Bundeswehreinheit in einen Hinterhalt der Taliban. Damals kreuzten sich die Wege dreier Männer. Habib war einer von ihnen.
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