Mexiko Trotz Notwehr: Gericht verurteilt Frau, die ihren Vergewaltiger umbrachte, zu mehrjähriger Haftstrafe

Roxana Ruiz hält ein Transparent in der Hand
Roxana Ruiz bei einer Gedenkveranstaltung für Vergewaltigungsopfer
© Eduardo Verdugo/ / Picture Alliance
2021 wurde eine junge Mutter in Mexiko von einem Mann vergewaltigt. Im Kampf erwürgte sie ihn. Ein Gericht urteilte nun: Sie muss mehr als 16.000 Dollar zahlen und ins Gefängnis.

Roxana Ruiz ist eine alleinstehende Mutter aus dem mexikanischen Bundesstaat Oaxaca. 2021 traf sie bei einem Bier mit einer Freundin einen Mann, den sie aus der Nachbarschaft kannte. Der Mann bot Ruiz an, sie nach Hause zu begleiten. Dort angekommen wollte er bei ihr übernachten, da es bereits geworden wäre und er einen weiten Nachhauseweg vor sich hätte.

Ruiz gestattete ihm, auf einer Matratze auf dem Boden zu übernachten. Jedoch stieg er, während sie schlief, in ihr Bett, schlug und vergewaltigte sie. Das sagen die Anwälte der heute 23-Jährigen. Ruiz wehrte sich und schlug ihrem Vergewaltiger ins Gesicht. Als dieser ihr drohte, sie umzubringen, erwürgte sie ihn aus Notwehr im Kampf mit einem T-Shirt. Im Anschluss soll die Mexikanerin versucht haben, die Leiche des Mannes zu zerstückeln. Sie soll den Leichnam mindestens 20 Stunden lang aufbewahrt haben, ehe sie ihn in einer Plastiktüte auf die Straße brachte. Dabei entdeckten sie Polizisten und nahmen sie fest.

Vergewaltigungsopfer muss mehrere Jahre ins Gefängnis und 16.000 Dollar zahlen

Am Mittwoch verurteilte sie ein Gericht zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und zwei Monaten. Darüber hinaus muss sie der Familie ihres Vergewaltigers über 16.000 Dollar an Entschädigung zahlen. Dem Gericht zufolge hätte Ruiz zwar in Notwehr gehandelt, aber übermäßige Gewalt angewandt. Demnach hätte ein Schlag auf den Kopf des Mannes ausgereicht, um sich zu verteidigen.

"Ich bereue, was ich getan habe. Aber wenn ich es nicht getan hätte, wäre ich heute tot", sagt Ruiz in einem Interview. Die Mexikanerin saß bereits neun Monate in Untersuchungshaft, ehe sie für die Dauer des Gerichtsprozesses wieder freigelassen wurde. Bis zur rechtskräftigen Bestätigung des Urteils soll sie vorerst auf freiem Fuß bleiben dürfen.

Verteidiger spricht von einem "schlechten Präzedenzfall"

Der Anwalt der 23-Jährigen kündigt an, Berufung einlegen zu wollen. "Es wäre ein schlechter Präzedenzfall, wenn dieses Urteil Bestand hätte", sage er. "Es sendet die Botschaft an die Frauen, dass man sich zwar laut Gesetz verteidigen kann, aber nur bis zu einem gewissen Punkt."

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In der Regel wird in der medialen Berichterstattung die Identität eines Opfers nicht bekannt gegeben. Allerdings hat Ruiz der Presseagentur AP die Erlaubnis gegeben, sie zu identifizieren.

Quellen: RTL, Spiegel, NY Post

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