Unfall bei Itzehoe Vermeintliche Tote atmet im Leichensack

Unfassbares Drama nach einem Verkehrsunfall bei Itzehoe. Eine Frau wurde als klinisch tot in die Pathologie eingeliefert. Dort bemerkte ein Pfleger: Die Frau atmet noch.

Eine Frau ist nach einem Unfall in Schleswig-Holstein als Leiche in der Pathologie gelandet - obwohl sie lebt. Sie gehörte zu den Opfern eines Verkehrsunfalls bei Itzehoe. Ein aufmerksamer Pfleger bemerkte, dass die angeblich Tote noch atmet, wie der Sprecher des Klinikums Itzehoe, Prof. Arno Deister, sagte. Erst dann kam die 72-Jahre alte Frau endlich auf die Intensivstation. Sie war bei einem Frontalzusammenstoß auf der Autobahn 23 am Montagmorgen lebensgefährlich verletzt worden.

Notärzte hätten vor Ort die vermeintlich Tote untersucht und keine Lebenszeichen festgestellt, sagte Deister. Die Rettungskräfte hätten an der Unfallstelle ein EKG erstellt und bei der Frau keine Vitalzeichen festgestellt. Darum und aufgrund der sehr schweren Kopfverletzungen sei die Frau als klinisch tot eingeschätzt worden - also nicht für tot erklärt worden, wie Deister sagte. "Was dann genau passiert ist, weiß keiner."

Im Wagen eines Bestatters in die Pathologie

Die Frau wurde schließlich mit dem Wagen eines Bestatters ins Klinikum Itzehoe gefahren. Dort sei dann "die ganze Maschinerie angelaufen", als man festgestellt hatte, dass die vermeintlich Tote noch lebt, so Deister. Ein Anästhesist stabilisierte die Patientin, dann wurde sie zunächst auf die chirurgische Intensivstation gebracht und aufgrund ihrer schweren Schädelverletzungen schließlich in die Neurochirurgie in Heide verlegt. Dort liegt sie nun im Koma. "Die Frau hat schwerste Kopfverletzungen und weitere Verletzungen erlitten und ist vier Stunden lang operiert worden", sagte Harald Stender, Geschäftsführer des Westküstenklinikums in Heide, am Dienstag.

Der Sprecher des Klinikums Itzehoe warnte vor einem vorschnellen Urteil: "Wir wissen alle nicht, ob womöglich jemand etwas falsch gemacht hat. Es muss jetzt geklärt werden, was passiert ist." Deister betonte, dass die Umstände an einem Unglücksort mit so vielen Verletzten eine Extremsituation seien: "Es muss geguckt werden: Wer braucht am schnellsten Hilfe? Wem kann man wie helfen?" Deshalb habe man sich, als die Frau keine Lebenszeichen aufwies, "schnell den lebenden Verletzten zugewandt".

Kombi war mit sieben Personen besetzt

Die Frau gehörte zu den Insassen eines mit drei Erwachsenen und vier Kindern besetzten Kombis. Nahe der Anschlussstelle Itzehoe-West hatte der Wagen auf der Störbrücke seine Spur verlassen und war in den Gegenverkehr gerast. Die 36-jährige Tochter der Überlebenden und ihr 6-jähriger Enkel aus Husum starben noch an der Unfallstelle. Die anderen Insassen - der 18-jährige Fahrer sowie drei weitere Kinder - wurden schwer verletzt aus dem Wrack geborgen. Alle Insassen gehören zu einer vielköpfigen armenischen Familie aus Husum. Der Fahrer des zweiten Wagens wurde ebenfalls schwer verletzt - der Fahrer eines dritten Unfallautos leicht.

An der Unfallstelle ist die A 23 wegen eines Brückenneubaus auf eine Fahrbahn je Richtung verengt. Der Verkehr läuft dort ohne Trennung der Fahrspuren durch eine Leitplanke.

DPA
kng/DPA

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