Prozess gegen "Mocro-Mafia" Meistgesuchter Drogenboss der Niederlande zu lebenslanger Haft verurteilt

Der Mafia-Prozess in den Niederlanden wurde von einem enormen Polizei- und Sicherheitsaufgebot begleitet
Der Mafia-Prozess in den Niederlanden wurde von einem enormen Polizei- und Sicherheitsaufgebot begleitet
© Peter Dejong / AP / DPA
Im Mammut-Prozess gegen die sogenannte "Mocro-Mafia" hat das Strafgericht in Amsterdam drei Angeklagte zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Staatsanwaltschaft nannte den Drogenring eine "gut geölte Killermaschine".

Wegen mehrfachen Mordes ist ein Drogenboss in den Niederlanden zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Urteil gegen Ridouan Taghi wurde am Dienstag in einem hochgesicherten Gericht in der Nähe vom Amsterdam verkündet, das allgemein als "Der Bunker" bezeichnet wird. Auch die Identität des Richters, der das Urteil sprach, wurde aus Sicherheitsgründen nicht bekanntgegeben.

Der aus Marokko stammende Taghi gilt als Chef eines der größten Kokainhändlerringe in den Niederlanden. Bis zu seiner Festnahme 2019 in Dubai galt er als der meistgesuchte Verbrecher der Niederlande. Er soll sein Kartell auch vom Gefängnis aus weiter geleitet haben.

Mit Taghi standen weitere Mitglieder seines Drogenrings vor Gericht. Zusammen bildeten sie nach Angaben der Staatsanwaltschaft eine "gut geölte Killermaschine". Die Strafen fallen etwas niedriger aus, als die Anklage gefordert hatte. Sie hatte insgesamt sechs Mal lebenslang gefordert. Die übrigen 14 Angeklagten wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt.

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Mafia-Prozess dauerte sechs Jahre

Mit fast sechs Jahren war dies der bisher umfangreichste und spektakulärste Mordprozess der Landesgeschichte. Er steht auch in direktem Zusammenhang mit der brutalen Ermordung des Kriminalreporters Peter R. de Vries im Jahr 2021 – dazu soll das Urteil aber erst im Sommer verkündet werden. 

Die 17 Männer waren angeklagt für sechs Auftragsmorde, vier Mordversuche und die Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation. Die Angeklagten hatten während des Prozesses vor allem geschwiegen. 

Die Bande gehörte zur sogenannten Mocro-Mafia und war über Jahre führend im internationalen Kokain-Handel. Im Zuge eines blutigen Bandenkrieges wurde das Land aufgeschreckt von Abrechnungen und Mordanschlägen.

Im Zentrum der Anklage stand die Aussage eines Kronzeugen. Nabil B., früher ein Komplize Taghis, hatte 2017 im Tausch für Strafverminderung ausgepackt. Er wurde nun zu zehn Jahren Haft verurteilt. Seine Aussage aber führte zu einer beispiellosen Gewaltwelle des organisierten Verbrechens. Der Bruder des Kronzeugen, sein Anwalt und auch seine Vertrauensperson, der prominente Kriminal-Reporter Peter R. de Vries, wurden ermordet. Diese Morde waren Gegenstand von separaten Verfahren. 

Hinweis: Dieser Artikel wurde aktualisiert.

DPA · AFP
mkb

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