Der Fall erregte internationale Aufmerksamkeit. Eine britische Studentin wird 2007 im italienischen Perugia bestialisch ermordet. Die Polizei verhaftet ihre Mitbewohnerin, die US-Amerikanerin Amanda Knox sowie deren damaligen Freund. Sie wird 2009 zu einer Haftstrafe von 26 Jahren verurteilt, vier Jahre davon sitzt sie im Gefängnis, bis ein Berufungsschwurgericht beide für unschuldig befindet und vom Vorwurf des Mordes freispricht. Nach ihrer Freilassung 2013 fliegt Knox wieder in die USA. Jetzt kehrte die 31-jährige erstmals wieder zurück nach Italien, um bei einem Kongress zu Justizirrtümern in Modena aufzutreten.
Bei einem emotionalen Auftritt und unter Tränen erklärte sie dort am Samstag ihre Version des Mordes an Meredith Kercher vor zwölf Jahren. "Ich war unschuldig. Aber der Rest der Welt hatte entschieden, dass ich schuldig war", sagte sie sichtlich bewegt. "Meine Unschuld hat mich nicht gerettet."
"Für mich war es unmöglich, einen fairen Prozess zu haben", so Knox. Sie habe noch immer Angst, belästigt und verhöhnt zu werden, "heute, jetzt". Auch wenn sie unschuldig sei, bleibe sie "immer verbunden mit dem Mord an meiner Freundin". Dutzende Journalisten begleiteten Knox' Rückkehr nach Italien.
Der Mordfall Meredith Kercher
Der Mord an Meredith Kercher sorgte damals für internationale Schlagzeilen. Damals bewohnte Knox zusammen mit Kercher ein kleines Häuschen in der italienischen Universitätsstadt. In der Nacht vom 1. auf den 2. November 2007 wurde die britische Austauschstudentin vergewaltigt und halb nackt mit durchschnittener Kehle auf ihrem Bett aufgefunden. Schnell verdächtigte die Polizei die damals 20-Jährige Amanda Knox und deren Freund Raffaele Sollecito. Unter anderem auch deshalb, weil die beiden vor dem Haus Zärtlichkeiten austauschten, während die Polizei im Haus die Leiche der jungen Frau untersuchte.

Aufgrund von Indizien befand ein Geschworenengericht 2009 die beiden für schuldig. 2011 hob ein Berufungsschwurgericht das Urteil jedoch wieder auf. Zwei Jahr später wiederum wurden die Freisprüche vom höchsten italienischen Gericht, dem Corte Suprema di Cassazione, wieder aufgehoben. In Abwesenheit von Knox begann im September 2013 in Florenz der vierte Prozess. Dieser endete 2014 mit einem erneuten Schuldspruch. Das Urteil: 28,5 Jahre Haft.
Amanda Knox 2015 endgültig freigesprochen
Schließlich erfolgte im März 2015 vom Obersten Kassationshof in letzter Instanz der Freispruch. Knox wurde im Januar 2019 vom Europäischen eine Entschädigung in Höhe von 18.000 Euro zugesprochen, die der italienische Staat zu zahlen hätte. Sie lebt heute mit ihrem Freund, einem Schriftsteller, in Seattle und arbeitet als Journalistin. Über ihr Schicksal hat sie ein Buch und eine Doku veröffentlicht. Zudem engagiert sie sich für Opfer von Justizirrtümern.

Während es um die Prozesse gegen Knox und Sollecito einen großen Medienrummel gab, erhielt ein dritter Verdächtiger auf eigenen Wunsch ein Schnellverfahren. Der Ivorer Rudy Guede, deren DNA-Spuren am Tatort gefunden wurden und der zugab, an diesem Abend mit Kercher zusammen gewesen zu sein, verweigerte die Aussage und wurde zu 30 Jahren Haft verurteilt. Die Strafe wurde 2010 auf 16 Jahre reduziert. Der Mord an Meredith Kercher wurde nie komplett aufgeklärt.

