Amokläufer in Kalifornien "In voller Kampfmontur vor meinem Haus"

Bei einem Amoklauf in Santa Monica hat ein Mann vier Menschen erschossen. Er selbst wurde in der College-Bücherei getötet. Augenzeugen berichten von seinem grausamen Vorgehen.

Bei einem Amoklauf in der kalifornischen Küstenstadt Santa Monica sind nach Polizeiangaben fünf Menschen ums Leben gekommen. Der mutmaßliche Schütze wurde nach dem Blutbad von Beamten erschossen. Zunächst hatten die Ermittler die Zahl der Toten, einschließlich des Täters, mit sieben beziffert. Fünf weitere Menschen seien verletzt worden, einer von ihnen schwer, hieß es.

Der schwer bewaffnete Mann in schwarzer Kleidung und schusssicherer Weste wurde in der Bibliothek des Santa Monica College gestellt. Die Fahnder gehen davon aus, dass der 25 bis 30 Jahre alte mutmaßliche Täter zuvor eine Reihe von Verbrechen verübte. In einem brennenden Haus nahe der Schule wurden zwei Leichen gefunden. Die Opfer seien möglicherweise mit dem Schützen verwandt, sagte Polizeisprecher Richard Lewis. Der "Los Angeles Times" zufolge soll es sich um den Vater und einen Bruder des Mannes handeln.

Schütze handelte im Alleingang

Weitere Menschen wurden verletzt oder getötet, als der mutmaßliche Täter auf der Straße um sich schoss und dabei auf mehrere Fahrzeuge und einen Bus zielte. Eine Augenzeugin schilderte, wie der Täter auf eine Autofahrerin schoss. "Da stand ein Mann auf der Straße vor meinem Haus, in voller Kampfmontur, mit einem Munitionsgürtel und einer halbautomatischen Sturmwaffe", sagte die Frau dem Fernsehsender KTLA 5. Er sei mit gezogener Waffe zu einer Kreuzung gegangen und als eine Autofahrerin nicht sofort seinem Befehl folgte, "schoss er drei- oder viermal aus nächster Nähe auf sie".

Am Ende seines Amoklaufs flüchtete der Täter auf das Gelände einer örtlichen Hochschule. Auch auf dem College-Campus habe der Mann weiter wahllos um sich geschossen, teilte Polizeisprecherin Jacqueline Seabrooks in einer Pressekonferenz mit. Ein Opfer wurde in einem Fahrzeug tödlich getroffen. Eine Frau sei vor dem Eingang der Schulbibliothek ums Leben gekommen, hieß es. Studenten berichteten der "Los Angeles Times", dass sie sich in Todesangst einem Hörsaal versteckten, das Licht ausmachten und auf den Boden legten, als sie von den Schüssen hörten.

Zu einem möglichen Motiv für die Bluttat äußerte sich die Polizei zunächst nicht. Auch die Identität des Mannes wurde nicht bekannt. Die Polizei geht inzwischen davon aus, dass der Schütze alleine handelte. Eine weitere "Person von Interesse", die nach dem Blutbad zunächst vernommen wurde, steht nach Angaben der Ermittler nicht mehr unter Verdacht.

Forderung nach schärferen Waffengesetzen

Wegen des Amoklaufs wurden alle Schulen und andere Bildungseinrichtungen in Santa Monica geschlossen. Zur Tatzeit hielt sich US-Präsident Barack Obama zu einer Spendenveranstaltung seiner Demokratischen Partei in der Stadt auf. Er war allerdings nach Polizeiangaben mehrere Kilometer von den verschiedenen Tatorten entfernt.

In den USA kommt es immer wieder zu blutigen Amokläufen, die jedes Mal eine Waffendebatte auslösen. Erst Mitte Mai waren bei einer Parade in New Orleans 19 Menschen durch Schüsse verletzt worden. Mitte Dezember tötete ein Amokläufer an einer Schule in Newtown (Connecticut) 20 Kinder und sechs Erwachsene. Eine strikte Verschärfung der Regeln zum Kauf von Waffen ist bisher aber nicht zustande gekommen.

Mitte April stimmte der Senat gegen einen Entwurf, der striktere Kontrollen von Waffenkäufern vorsah. Auch Vorstöße für ein Verbot des Verkauf von Sturmgewehren und von Magazinen mit besonders vielen Patronen wurden abgeschmettert.

DPA
kgi/kmi/DPA/AFP

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